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Private Debt – Alternative Kreditvergabe abseits der Banken

25.02.2025 | Private Debt

Was ist Private Debt?

Private Debt wird in der Literatur und im Rahmen der täglichen Anwendung in der Finanzwelt unterschiedlich definiert. Die mithin weiteste Definition umfasst jedwede Form der außerbörslichen Bereitstellung von Fremdkapital. Eine etwas enger gefasste Definition bezeichnet die außerbörsliche Bereitstellung von Fremdkapital durch Nicht-Banken als Private Debt und umfasst ein breites Spektrum an Finanzierungsinstrumenten. Letztgenannter Definition möchten wir im Rahmen der kommenden Ausführungen folgen.

Ein zentrales Merkmal von Private Debt ist in jedem Fall die direkte Verhandlung zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer. Dadurch entstehen maßgeschneiderte Finanzierungslösungen. Für Investoren – also die Fremdkapitalgeber – bietet Private Debt stabile und planbare Einkommensströme durch regelmäßige Zinszahlungen. Dies macht Private Debt insbesondere für institutionelle Investoren wie Versicherungen, Pensionsfonds oder Family Offices attraktiv, die langfristige, stabile und vorhersehbare Renditen anstreben. Als Teilbereich der Private Markets gehört Private Debt zu den illiquiden Anlageklassen.

Welche Bedeutung hat Private Debt für die Wirtschaft?

Traditionell waren Banken die wichtigste Quelle für Fremdkapitalfinanzierungen. Doch die Finanzkrise 2008 hat deutliche Defizite im Bankensektor offengelegt. Zahlreiche Banken gerieten ins Wanken, weil sie zu wenig Eigenkapital hatten, um Verluste aufzufangen, oder riskante Kreditverbriefungen in ihren Bilanzen führten. Infolgedessen wurden international – inter alia auf EU-Ebene – umfangreiche Reformen beschlossen, um Banken stärker zu regulieren und damit die Stabilität des Finanzsystems zu stärken.

Die deutlich erhöhten Anforderungen an die Banken zur Absicherung von Marktrisiken hatte unter anderem zur Folge, dass Banken bei risikoreicheren Engagements – etwa bei höher verschuldeten Unternehmen in der Wachstumsphase – mehr Eigenkapital binden müssen, was ihre Profitabilität mindert. Denn Banken verdienen ihr Geld vor allem durch die Marge zwischen dem Zinssatz, den sie Kunden berechnen, und den Kosten für ihre eigene Refinanzierung. Konkret bedeutet dies, dass:

  • Banken nach der Finanzkrise und der daraufhin erfolgten strengeren Regulierung nun für jeden Kredit mehr Eigenkapital regulatorisch hinterlegen müssen. Hierdurch erhöhen sich ihre Refinanzierungskosten. Dies hat zur Folge, dass Banken nun risikoselektiver agieren und vermehrt Kredite an bonitätsstarke Unternehmen mit niedrigem Risiko vergeben.
  • Gleichzeitig beschränken oder verteuern Banken das Kreditangebot an alle anderen (risikoreichere) Unternehmen (hohes Ausfallrisiko), weil hier die Eigenkapitalunterlegung nun höher ausfällt. Dies führt dazu, dass Banken höhere Risikoaufschläge (Zinsen) fordern, wenn sie weiterhin Unternehmen oder Segmente mit einem höheren Adressenausfallrisiko finanzieren (um dieselbe Rendite zu erreichen) oder ganz auf die Kreditvergabe verzichten.
  • Zudem setzen Banken verstärkt auf standardisierte und kürzer laufende Kredite, um ihre Bilanzrisiken besser zu steuern. Dies macht den Abschluss von maßgeschneiderten Finanzierungslösungen, die auf den konkreten Bedarf und die individuelle Situation des Kreditnehmers zugeschnitten sind, schwieriger.

Für viele mittelständische Unternehmen oder Unternehmen, die sich in der Wachstumsphase befinden, ist es dadurch schwieriger geworden, Bankkredite in ausreichendem Umfang oder zu akzeptablen Konditionen zu erhalten. Besonders das Sub-Investment-Grade-Segment (Bonitäten schlechter als Investment-Grade „BBB-“) wurde von den Banken stark eingeschränkt.

Auf Basis der nun entstandenen Finanzierungslücke etablierte sich der Private-Debt-Markt. Das Volumen der Private-Debt-Finanzierungen – insbesondere im Mittelstandsbereich – ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Unternehmen profitieren von individuell gestaltbaren Kreditstrukturen, während Investoren feste Zinseinkünfte mit planbaren Cashflows erzielen können.

Was ist der Unterschied zwischen Private Debt und klassischen Bankkrediten?

Obwohl Private Debt auf den ersten Blick wie ein normaler Bankkredit anmutet, gibt es einige signifikante Unterschiede zu Bankkrediten:

  • Individuelle Kreditstruktur: Anders als bei Banken, die überwiegend standardisierte Kreditprodukte (z. B. Betriebsmittel-, Investitions- oder Syndizierungskredite) anbieten, ist Private Debt häufig sehr flexibel in Bezug auf Laufzeit, Tilgungsmodalitäten, Sicherheiten und Covenants (Kreditbedingungen). Private Debt – Investoren können Kredite maßschneidern und beispielsweise längere tilgungsfreie Zeiträume, endfällige Strukturen oder spezielle Tilgungspläne und Meilensteinzahlungen vereinbaren. Banken hingegen müssen aufgrund interner Richtlinien und gesetzlicher Vorschriften (z. B. Basel III, KWG) oft standardisierte Verfahren einhalten.
  • Risikoorientierte Preisgestaltung: Bankkredite werden häufig nach standardisierten Ratingmethoden und Bonitätskriterien bepreist. Gerade im deutschen Markt spielen etablierte Hausbankbeziehungen und Sicherheiten eine große Rolle, was die Zinskonditionen stark beeinflussen kann. Bei Private Debt erfolgt die Bepreisung hingegen stärker über eine risikoorientierte Due Diligence (umfassende Analyse und Prüfung) des einzelnen Finanzierungsvorhabens. Das bedeutet, dass je nach Geschäftsmodell, Kapitalstruktur und Wachstumspotenzial eines Unternehmens oder Projektes auf der einen Seite sowie dem Rendite-/ Risikoprofil des Private-Debt-Investors auf der anderen Seite der Kreditzins und die Konditionen individuell verhandelt und besser angepasst werden können.
  • Zielgruppe der Kreditnehmer: Banken fokussieren sich bei der Kreditvergabe bevorzugt auf Unternehmen mit hoher Bonität und (sehr) niedriger Ausfallwahrscheinlichkeit. Mittlere und kleinere Betriebe, die nicht über ein Investment Grade–Rating (besser als BBB-) verfügen oder komplexere Finanzierungswünsche haben, werden seltener berücksichtigt. Private-Debt-Investoren hingegen setzen genau in diesem Segment an, wo das Risiko höher, aber auch der Ertrag attraktiver sein kann. Für Unternehmen mit besonderen Situationen (z. B. Wachstumsfinanzierung, Akquisitionskredite, Distressed Cases) kann Private Debt daher sinnvoller sein oder eine Aufnahme von Fremdkapital überhaupt erst ermöglichen.
  • Schnelligkeit und Verhandlungsfreiheit: Bankkredite erfordern oft langwierige Prüfprozesse, da Banken Vor-Ort-Prüfungen und interne Kreditausschüsse einschalten. Private-Debt-Investoren haben zum Teil schlankere Entscheidungswege. Werden die Kreditverhandlungen erfolgreich abgeschlossen, kann schneller über das benötigte Fremdkapital verfügt werden.
  • Keine öffentliche Handelbarkeit: Während sich Unternehmen über öffentlich gehandelte Anleihen am Kapitalmarkt finanzieren können und Banken ihre Kreditrisiken teilweise über Syndizierungen oder Verbriefungen (CLOs) weitergeben, ist Private Debt ein nicht-börsengehandeltes Instrument. Diese Illiquidität hat den Effekt, dass Investoren ihren Kredit nicht ohne weiteres auf einem Sekundärmarkt verkaufen können und dass die Kreditkonditionen für den Kreditnehmer während der Laufzeit typischerweise stabil bleiben.
  • Langfristige Partnerschaft: Durch die Illiquidität und geringere Standardisierung findet oft eine langjährige und engere Zusammenarbeit zwischen Privat Debt Investor und Kreditnehmer statt. Gerade im Bereich Distressed Debt oder Mezzanine spielen die beratende Funktion und die Begleitung durch den Investor eine große Rolle. Banken hingegen agieren eher passiv und vergeben Standardkredite, bei denen sie selten intensiv in die Unternehmensentwicklung eingebunden sind.

Im Ergebnis decken Private Debt-Investoren somit eine Finanzierungslücke ab, die für Banken – u. a. aufgrund regulatorischer Einschränkungen und Auflagen – nur eingeschränkt darstellbar ist. Kreditnehmer profitieren von einer flexiblen, schnellen und individuell anpassbaren Finanzierungslösung, müssen im Gegenzug jedoch oft höhere Zinsen zahlen und gegebenenfalls mehr Sicherheiten oder Covenants (Kreditauflagen) akzeptieren.

Welche Formen von Private Debt gibt es?

Private Debt ist kein standardisiertes Produkt, sondern vielmehr ein Oberbegriff für unterschiedliche Finanzierungsformen, die sich an den Bedürfnissen der Unternehmen (= Kreditnehmer oder Schuldner) sowie den Rendite-Risiko-Anforderungen der Investoren (= Kreditgeber oder Gläubiger) orientieren. Daher wird Private Debt in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Nachfolgend siehst Du eine Einteilung nach der Rangfolge im Falle der Insolvenz des Kreditnehmers sowie eine Einteilung nach Finanzierungszweck.

Was bedeutet Senior Debt und Junior Debt? – Einteilung nach der Rangfolge

Bei Fremdkapitalfinanzierungen wird in Bezug auf die Rangfolge der Rückzahlungs- verpflichtung zwischen „Senior Debt“ und „Junior Debt“ unterschieden. Diese Rangfolge spielt bei allen Private-Debt-Konzepten eine zentrale Rolle.

Beispiel: Stell dir vor, zwei Personen haben jeweils ein Darlehen an dasselbe Unternehmen vergeben. Der Senior Debt-Gläubiger hat sich als Sicherheit die wichtigsten Vermögenswerte (z. B. Maschinen, Markenrechte) eintragen lassen. Der Junior Debt-Gläubiger bekommt seine Rückzahlung erst, nachdem der Senior Debt-Gläubiger bedient wurde. Falls das Unternehmen zahlungsunfähig wird, erhält der Senior Debt-Gläubiger zuerst Geld aus der Verwertung der Maschinen. Wenn dann noch etwas übrigbleibt, bekommt der Junior Debt-Gläubiger seinen Anteil. So hat der Senior Debt-Gläubiger ein niedrigeres Risiko und verlangt daher meist auch niedrigere Zinsen, während der Junior Debt-Gläubiger ein höheres Risiko und entsprechend höhere Zinsen erwartet.

Im Ergebnis lassen sich mit Senior und Junior Debt verschiedene Rendite-Risiko-Profile abdecken. Senior Debt eignet sich für Investoren, die vor allem auf Stabilität achten und geringere Ausfallquoten anstreben. Junior Debt ist interessant für Investoren, die risikobereiter sind und dafür höhere Zinsen verlangen können.

Im Überblick:

  • Senior Debt (vorrangiges Fremdkapital):
    • Ist im Insolvenzfall als erstes zu bedienen.
    • Wird häufig durch Sicherheiten (Assets, Forderungen, Immobilien) abgesichert.
    • Bietet einen niedrigeren Zinssatz als nachrangige Finanzierungen, da das Ausfallrisiko geringer ist.
  • Junior Debt (nachrangiges Fremdkapital):
    • Wird erst nach dem Senior Debt bedient und hat somit ein höheres Adressenausfallrisiko.
    • Kommt in der Regel ohne oder nur mit eingeschränkten Sicherheiten aus und erfordert daher eine höhere Verzinsung.

Wofür werden Private Debt-Instrumente genutzt? – Einteilung nach Zweck

Direkte Kreditvergabe (Direct Lending) – Klassischer Unternehmenskredit

Grundidee: Der klassische Unternehmenskredit richtet sich an Unternehmen, die sich in einer stabilen Finanzsituation befinden und mit einer guten Prognosesicherheit ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können. Anders als bei Bankkrediten kommt das Kapital hierbei direkt von Nicht-Banken wie Kreditfonds oder institutionellen Investoren.

Rendite für den Investor: Unternehmenskredite bieten in der Regel moderat höhere Zinsen als vergleichbare Bankkredite. Für Investoren, die nach stabilen Cashflows suchen, ist dies ein attraktives Segment.

Risiko für den Investor: Das Ausfallrisiko entspricht der Bonität und der wirtschaftlichen Lage des Kreditnehmers. Auch ein vermeintlich solider Betrieb kann in Schwierigkeiten geraten, z. B. bei Konjunktureinbrüchen oder Managementfehlern. Investoren führen daher eine gründliche Due Diligence (Analyse der wirtschaftlichen Lage des Kreditnehmers) durch und strukturieren den Kredit mittels so genannten Covenants (Kreditbedingungen wie z. B. maximal erlaubter Verschuldungsgrad des Kreditnehmers, minimal erforderlicher Cashflow-Deckungsgrad), um Risiken zu steuern.

Besicherungen: Viele Unternehmenskredite sind mit Vermögenswerten oder Forderungen besichert (Senior Debt). Dadurch sinkt das Verlustrisiko, da die Private Debt Investoren als Kreditgeber (auch Gläubiger genannt) im Fall einer Insolvenz Zugriff auf die Sicherheiten haben.

Beispiel: Ein mittelständisches Maschinenbau-Unternehmen möchte seine Produktionskapazitäten ausbauen. Die bisherige Hausbank räumt jedoch nur eine kleine Kreditlinie ein, da durch Basel-III-Regeln der Verschuldungsgrad stärker limitiert wird. Ein Kreditfonds sieht dagegen das Wachstumspotenzial und bietet einen endfälligen Kredit über 15 Mio. Euro an, besichert durch die Produktionsanlagen. Das Unternehmen erhält so schnell und relativ unbürokratisch eine Finanzierung, die exakt auf seine Bedürfnisse (z. B. fünf Jahre Laufzeit, (anfängliche) Tilgungsfreiheit) zugeschnitten ist. Der Kreditfonds erhält im Gegenzug einen stabilen Zins und kann im Fall von Problemen auf die Sicherheiten zugreifen.

Notleidende Kredite (Distressed Debt) – In Verzug geratene oder notleidende Kredite

Grundidee: Distressed Debt bezieht sich auf Kredite von Unternehmen, die erhebliche finanzielle Probleme haben und möglicherweise bereits in Zahlungsverzug sind oder kurz davorstehen. Investoren erwerben diese notleidenden Kredite zu einem Abschlag oder stellen frische Mittel für eine Restrukturierung bereit. Ziel ist die Restrukturierung des Unternehmens, um den Wert der Forderungen wieder zu steigern. Im Idealfall lässt sich das Unternehmen sanieren, das Kreditportfolio gewinnt an Wert und kann später mit Gewinn weiterverkauft werden.

Rendite für den Investor: Distressed Debt gehört zu den chancenreichsten Segmenten im Private-Debt-Bereich. Da das Ausfallrisiko hoch ist, werden die Kredite zu stark reduzierten Preisen (Discount) übernommen. Gelingt die Restrukturierung, können Renditen im zweistelligen Bereich erzielt werden.

Risiko für den Investor: Das Ausfallrisiko ist deutlich höher als bei Performing Loans. Scheitert die Sanierung, droht ein Totalverlust oder ein sehr geringer Rückfluss aus der Insolvenzmasse. Deshalb ist umfangreiche Expertise in Restrukturierungs- und Insolvenzrecht erforderlich.

Zeitfaktor: Restrukturierungsprozesse können mehrere Jahre dauern. Für Investoren bedeutet dies eine langfristige Kapitalbindung und aktives Risikomanagement.

Beispiel: Ein mittelständisches Textilunternehmen hat in den vergangenen Jahren massive Absatzrückgänge erlitten und kann seine Kreditraten an die Hausbank nicht mehr bedienen. Statt einer aufwendigen und risikoreichen Sanierung verkauft die Bank ihre notleidenden Forderungen mit 60 % Abschlag an einen Distressed-Debt-Fonds. Dieser Fonds übernimmt nun die Rolle des Gläubigers, verhandelt mit dem Unternehmen einen neuen Tilgungsplan. Gleichzeitig bringt der Fonds mit seinen Restrukturierungsexperten Know-how ein, um das Unternehmen neu auszurichten (z. B. durch Schließung unwirtschaftlicher Standorte). Gelingt diese Sanierung, steigt der Wert der übernommenen Forderungen/ Kredite deutlich. Der Fonds kann sie dann teilweise weiterverkaufen oder langfristig vom wieder stabilen Zins- und Tilgungsplan profitieren.

Special Situations / Opportunistic Credit – Kreditvergabe in Sondersituationen

Grundidee: Unter „Special Situations“ oder „Opportunistic Credit“ werden Finanzierungen zusammengefasst, die aufgrund ungewöhnlicher Umstände nicht in klassische Kategorien passen. Dies kann z. B. die Abspaltung (Carve-out) eines Konzerns, eine Überbrückungsfinanzierung (Bridge Loan) vor einem geplanten Börsengang oder ein plötzlich aufgetretener Liquiditätsengpass in stark saisonalen Geschäftsmodellen sein. Die betroffenen Unternehmen befinden sich oft nicht in einer akuten Insolvenzgefahr, haben jedoch zusätzliche Kapitalbedarfe, die über klassisches Fremdkapital schwer abzudecken sind (z. B. aufgrund eines hohen Zeit- oder Strukturierungsdrucks).

Rendite für den Investor: Da Special-Situations-Finanzierungen meist kurzfristig und in komplexen Kontexten benötigt werden, lässt sich eine höhere Zinsmarge aushandeln. Investoren, die kurzfristig Kapital bereitstellen, erwarten oft Renditen, die zwischen den Zinssätzen von Performing Loans und Distressed Debt liegen, abhängig von Sicherheiten und Laufzeit.

Risiko für den Investor: Das Risiko ist höher als bei klassischen Unternehmensfinanzierungen, da die Kapitalverwendung in einem spezifischen und manchmal zeitkritischen Szenario erfolgt. Sollte etwa der geplante Börsengang scheitern oder der erwartete Erlös aus einem Unternehmensverkauf geringer ausfallen, steigt die Gefahr, dass das Unternehmen die Kreditbedingungen verletzt oder gar in Zahlungsschwierigkeiten gerät.

Strukturierung: Oft werden strikte Covenants (Kreditbedingungen) vereinbart oder Besicherungen gefordert, um das erhöhte Ausfallrisiko zu begrenzen. Die Rückzahlung erfolgt häufig aus einem speziellen „Event“ (z. B. dem Verkauf einer Tochtergesellschaft), sodass die Laufzeit klar definiert ist.

Beispiel: Ein mittelständisches Unternehmen plant, eine profitabel laufende Tochtergesellschaft an einen strategischen Investor zu verkaufen. Die Zahlung des Kaufpreises wird jedoch erst in sechs Monaten erwartet, die Firma benötigt aber sofort Liquidität, um eine wichtige Akquisition abzuschließen. Ein Special-Situations-Fonds gewährt daher eine Brückenfinanzierung (Bridge Loan) über 10 Mio. Euro zu einer Laufzeit von nur neun Monaten, besichert durch Anteile der Tochtergesellschaft. Die Zinsen liegen deutlich über dem Marktniveau für reguläre Betriebsmittelkredite, dafür erhält das Unternehmen das Geld umgehend und kann die geplante Akquisition noch vor dem eigentlichen Verkauf der Tochtergesellschaft realisieren.

Mezzanine – Mischung aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung

Grundidee: Mezzanine-Kapital ist eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital. Es wird meist als Fremdkapital klassifiziert, kann aber unter bestimmten Bedingungen bilanziell als Eigenkapital gelten. Charakteristisch ist seine Nachrangigkeit gegenüber Senior Debt – im Insolvenzfall wird es später bedient, aber noch vor echtem Eigenkapital. Unternehmen nutzen Mezzanine, um ihre Eigenkapitalquote zu verbessern, ohne Anteile abzugeben, oder wenn klassische Kredite bereits ausgeschöpft sind. Besonders häufig kommt es bei Buy-outs oder Expansionsfinanzierungen zum Einsatz. Die Struktur kann Genussrechte, stille Beteiligungen oder wandelbare Anleihen umfassen. Häufig enthalten Mezzanine-Instrumente sogenannte Equity Kicker, also Gewinnbeteiligungen, mit denen Investoren zusätzlich vom unternehmerischen Erfolg profitieren.

Rendite für den Investor: Da Mezzanine-Kapital nachrangig ist, lassen sich zum Teil zweistellige Zinsen/Renditen erzielen. Darüber hinaus sind mögliche Mehrerträge über die Gewinn- oder Wertsteigerungsbeteiligung (z. B. Warrants, Optionsrechte) realisierbar. Damit birgt Mezzanine ein deutlich höheres Renditepotenzial als typische Senior Loans.

Risiko für den Investor: Im Insolvenzfall wird Mezzanine-Kapital erst nach den vorrangigen Gläubigern (Senior Debt) bedient, kann aber noch vor dem Eigenkapital rangieren. Das Ausfallrisiko liegt somit zwischen Senior Loans und echtem Eigenkapital. Je nach Unternehmenslage und Sicherheiten kann es zu Totalverlusten oder signifikanten Verlustquoten kommen.

Laufzeiten & Covenants: Häufig besitzen Mezzanine-Finanzierungen eine mittlere bis längere Laufzeit (5–8 Jahre). Covenants konzentrieren sich auf Kapitaldienstfähigkeit und Unternehmenswertentwicklung. Der Mezzanine-Investor verfolgt in der Regel ein intensives Monitoring, um das erhöhte Risiko zu steuern.

Beispiel: Ein Familienunternehmen im Einzelhandel will wachsen und mehrere Filialen zukaufen. Dabei soll die Eigenkapitalquote stabil bleiben, um das Firmenrating zu schützen. Zugleich möchte die Unternehmerfamilie keine weiteren Anteile abgeben. Deshalb tritt ein Mezzanine-Investor auf, der einen nachrangigen Kredit über 10 Mio. Euro bereitstellt. Neben einem Basiszins von 8 % p. a. erhält der Investor einen sog. „Equity Kicker“, der ihn prozentual an den künftigen Gewinnen beteiligt. So bleibt die Gesellschafterstruktur unangetastet, das Unternehmen profitiert von einer bilanziellen Stärkung und der Mezzanine-Investor erwartet bei positiver Geschäftsentwicklung eine attraktive Gesamtrendite.

Venture Debt – Wagnisfremdkapital

Grundidee: Venture Debt richtet sich an junge, schnell wachsende Unternehmen (Startups), die typischerweise noch keine stabilen Cashflows oder umfangreiche Sicherheiten vorweisen können und häufig zuvor Venture Capital aufgenommen haben. Durch Venture Debt können sich diese Unternehmen Fremdkapital sichern, ohne erneut größere Eigenkapitalrunden durchführen zu müssen. Oft ergänzen sich Venture Capital und Venture Debt, sodass die Investoren bei einer guten Unternehmensentwicklung sowohl Zins- als auch Beteiligungserträge erzielen können. Da das Startup meist riskanter ist als etablierte Unternehmen, bezeichnet man die Fremdkapitalkomponente als „Wagnisfremdkapital“. Die Kreditgeber gehen bewusst ein höheres Risiko ein, erwarten dafür aber auch eine höhere Rendite bzw. zusätzliche Rechte (Warrants, Milestone-basierte Zahlungen).

Rendite für den Investor: Venture-Debt-Investoren stellen ihren Kredit oft mit höheren Zinsen bereit, als sie bei etablierten Unternehmen üblich wären. Hinzu kommen häufig Gewinnbeteiligungs-Komponenten (Equity Kicker), mit denen sich die Kreditgeber an der künftigen Wertsteigerung des Startups beteiligen können. Die Kombination aus einem Basiszins und optionalem Gewinnanteil verspricht bei erfolgreichem Unternehmenswachstum attraktive Renditen.

Risiko für den Investor: Im Vergleich zu klassischen Unternehmenskrediten ist das Ausfallrisiko sehr viel höher, weil junge Unternehmen in ihrer Entwicklung stark schwanken können. Gelingt der Marktdurchbruch nicht, kann die Rückführung des Kredits gefährdet sein. Zudem ist die Substanz (Assets/Sicherheiten) oft gering. Venture-Debt-Investoren führen daher eine gründliche Prüfung (Due Diligence) durch und geben das Kapital schrittweise frei, geknüpft an definierte Meilensteine.

Zeithorizont: Venture Debt ist meist kurzfristiger angelegt (1–3 Jahre Laufzeit) als klassische Unternehmensfinanzierungen. Für Investoren bedeutet dies, dass sie nicht allzu lange auf ihr Kapital verzichten müssen, allerdings kann sich die Laufzeit bei Verzögerungen im Startup zeitlich ausdehnen.

Beispiel: Ein Tech-Startup hat eine innovative Softwareplattform entwickelt und bereits in einer Series-A-Finanzierungsrunde 5 Mio. Euro Eigenkapital aufgenommen. Der Marktstart verlief erfolgreich, aber um die schnelle internationale Expansion zu realisieren, fehlen weitere 2 Mio. Euro. Anstatt erneut Anteile über eine Series-B-Runde zu verkaufen (und damit die Gründer zu verwässern), nimmt das Startup Venture Debt auf: Es erhält einen Kredit zu 8 % Zinsen p. a. plus Warrants, die dem Kreditgeber erlauben, bei einer künftigen Eigenkapitalrunde vergünstigt Anteile zu erwerben. Gelingt der globale Rollout, profitiert der Kreditgeber über Zins- und Beteiligungserträge; scheitert das Vorhaben, ist das Ausfallrisiko hoch, da das Startup kaum verwertbare Assets besitzt.

Darüber hinaus existieren sogenannte Dachfonds (Fund-of-Funds), die in verschiedene Private-Debt-Strategien (u. U. auch in Kombination mit Private Equity) investieren, um das Risiko auf mehrere Portfoliounternehmen und -kategorien zu verteilen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es eine große Vielfalt an Finanzierungs- instrumenten im Private-Debt-Bereich existieren, die für nahezu jede Unternehmenssituation und Risikoneigung eine passende Lösung anbieten – von klassischen Unternehmenskrediten bis hin zu hochspekulativen Distressed-Strategien. Entscheidend ist jeweils:

  • Geschäftsmodell des Kreditnehmers,
  • Verfügbare Sicherheiten (Assets, Cashflows, Patente),
  • Renditeerwartung und Risikoappetit des Private Debt – Investors sowie
  • Gewünschte Investitionsdauer.

Wer sind typische Investoren im Bereich Private Debt?

In den letzten Jahren hat sich ein vielfältiges Spektrum an Investoren mit unterschiedlichen Investitionsstrategien etabliert. Hierzu zählen unter anderem:

Institutionelle Investoren (Versicherungen, Pensionsfonds, Versorgungswerke)

  • Langfristiger Anlagehorizont: Versicherer und Pensionsfonds suchen üblicherweise stabile und vorhersehbare Erträge, um ihren künftigen Verpflichtungen nachzukommen. Private Debt bietet im Vergleich zu Staats- oder Unternehmensanleihen oft höhere Zinsen bei relativ moderatem Risiko.
  • Regulatorischer Rahmen: Unterliegen oft Solvency II (Versicherungen) oder der Anlageverordnung (Pensionskassen), was bestimmte Vorgaben an die Risikogewichtung und Diversifizierung mit sich bringt.
  • Strategie: Bevorzugen häufig gut diversifizierte Portfolios, zum Beispiel über Kreditfonds, um Ausfallrisiken zu streuen.

Family Offices und vermögende Privatpersonen

  • Risikobereitschaft: Sie sind oft flexibler als institutionelle Investoren und können gezielt in Nischen investieren (z. B. Distressed Debt oder Venture Debt) mit entsprechendem Renditepotenzial.
  • Netzwerk & persönlicher Zugang: Häufig engagieren sich Family Offices und High-Net-Worth Individuals (HNWIs) in Branchen, die sie gut kennen, und strukturieren ihre Private-Debt-Beteiligungen entsprechend.
  • Investmentgrößen: Reichen von kleineren Direct-Lending-Deals bis hin zu großen Syndizierungen in Kooperation mit anderen Investoren.

Kreditfonds (Private-Debt-Fonds)

  • Professionelles Management: Die Fonds sammeln Kapital von mehreren Investoren (z. B. Versicherungen, Family Offices) und bündeln es für die Kreditvergabe.
  • Spezialisierung: Einige Kreditfonds fokussieren sich auf bestimmte Segmente wie Mezzanine, Distressed Debt oder Special Situations.
  • Risikostreuung & Expertise: Professionelle Fondsmanager übernehmen die Due Diligence, laufende Überwachung und etwaige Restrukturierungsmaßnahmen.

Hedgefonds und opportunistische Investoren

  • Risikoreichere Strategien: Hedgefonds sind häufig im Distressed-Debt-Bereich aktiv, kaufen notleidende Kredite zu hohen Abschlägen und setzen auf Restrukturierung bzw. Turnaround.
  • Hohe Flexibilität: Können innerhalb kurzer Zeit in neue Märkte ein- und aussteigen und streben häufig zweistellige Renditen an.

Strategische Investoren (Corporate Lenders)

  • Strategische Überlegungen: Größere Industrie- oder Handelskonzerne verfügen manchmal über ausreichende Finanzmittel, um selbst Kredite an Zulieferer, Vertriebspartner oder andere Firmen zu vergeben.
  • Ergänzung zum Kerngeschäft: Dient oft der Sicherung der Lieferkette, dem Aufkauf strategischer Beteiligungen oder dem Eingehen von Kooperationen.

Stiftungen und gemeinnützige Organisationen

  • Impact- oder Mission-Driven-Strategien: Manche Stiftungen vergeben Kredite an Unternehmen mit sozialer oder ökologischer Wirkung und nehmen dabei bewusst ein höheres Risiko in Kauf.
  • Rendite ist nicht alles: Oft steht die nachhaltige Wirkung im Vordergrund, doch auch hier bieten Private-Debt-Strukturen einen planbaren Cashflow.

Insgesamt ist das Spektrum möglicher Investoren im Private-Debt-Markt sehr breit. Gemeinsam ist ihnen, dass sie – im Vergleich zur klassischen Aktien- oder Anleihenanlage – entweder:

  • Ein höheres Renditepotenzial bei überschaubarem Risiko suchen,
  • Einen langfristigen Anlagehorizont mit stabilen Cashflows anstreben,
  • Oder gezielt in komplexe bzw. unterversorgte Segmente des Kreditmarkts (Sub-Investment-Grade, Special Situations, etc.) investieren wollen.

Welche Faktoren bestimmen die Verzinsung für Private Debt – Investitionen?

Die Renditeerwartungen von Private Debt – Investoren unterscheiden sich je nach Bonität des Kreditnehmers sowie der konkreten Ausgestaltung der Kredittranche. Die sich daraus ergebene Renditeerwartung wird dabei grob wie folgt aufgeteilt:

  • Referenzwert oder Basiszins (z. B. EURIBOR, LIBOR oder einen risikolosen Zinssatz wie Staatsanleihen)

zuzüglich

  • eines sogenannten „Spreads“. Hierbei handelt es sich um einen Zinsaufschlag auf den Basiszins.

Bei vorrangig besichertem Senior Debt und guter Bonität des Kreditnehmers sind die Spreads deutlich niedriger als zum Beispiel bei einem nachrangig besicherten Junior Debt. Kurz gesagt: Je höher das wahrgenommene Risiko, desto größer ist der Spread. Im Einzelnen hängt die Höhe des Spread, also der Risikoaufschlag auf den Basiszins, von folgenden Faktoren ab:

  • Bonität & Sicherheiten: Unternehmen mit schwächerem Rating bzw. geringen Sicherheiten zahlen höhere Zinsaufschläge, um Investoren für das Ausfallrisiko zu entschädigen.
  • Struktur und Rang (Senior vs. Junior): Senior-Kredite liegen in der Kapitalstruktur vorne, d. h. sie werden im Insolvenzfall zuerst bedient. Entsprechend niedriger ist die Zinsaufschläge. Junior-Kapital (z. B. Mezzanine oder Nachrangdarlehen) bringt höhere Ausfallquoten mit sich. Entsprechend höhere sind die Zinsaufschläge der Private Debt Investoren.
  • Laufzeit und Liquidität: Längere Laufzeiten gehen oft mit höheren Zinsaufschlägen einher. Für Investoren bedeutet das zwar weniger Flexibilität als bei börsengehandelten Wertpapieren, sie werden jedoch über höhere Renditen kompensiert.
  • Marktumfeld: In Zeiten hoher Liquidität und Konkurrenz unter Kreditgebern können die Zinsaufschläge fallen, da Investoren um die attraktivsten Deals buhlen. Dies war zum Beispiel in der Niedrigzinsphase bis 2022 der Fall. Bei konjunkturellen Einbrüchen oder Marktunsicherheiten wie sie aktuell bestehen steigen die Zinsaufschläge, um gestiegene Risiken abzudecken.

Was sind die Renditeerwartung von Private Debt – Investoren?

Die nachfolgenden Bandbreiten verstehen sich als grobe Richtwerte, da die tatsächliche Verzinsung unter anderem von der Bonität des Kreditnehmers, der Laufzeit, der Branchenzugehörigkeit, den Sicherheiten und dem allgemeinen Zinsumfeld abhängt.

Über den Gesamtzeitraum 2019–2025 betrachtet, zeigt sich folgende Bandbreite für Private Debt Renditen in Europa: Senior/Performing Private Debt in Europa erzielte im Schnitt rund 7–9 % p.a. Rendite (in den ersten Jahren näher 6 %, zuletzt ~10 %). Junior Debt kam durchschnittlich auf etwa ~10–12 %. Mezzanine-Strategien lagen im Mittel bei ~14 %. Special Situations-Fonds erreichten historisch mit ~12–13 % die höchsten durchschnittlichen IRRs (allerdings mit hoher Streuung einzelner Top-Deals), dicht gefolgt von Distressed Debt mit im Mittel ~15–18 % (häufig erst am Ende des Fonds realisiert).

Wichtig ist, dass diese Durchschnittswerte die starken Schwankungen kaschieren: Private-Debt-Renditen waren in der Niedrigzinsphase 2019–2021 eher moderat, während sie 2022–2025 sprunghaft anzogen. Für institutionelle Investoren bedeuten die aktuellen Konditionen einen willkommenen Renditeanstieg bei zugleich fortlaufenden Ausschüttungen. Private Debt hat sich somit von einer Alternative im niedrigen einstelligen Bereich zu einer Anlage mit zweistelligen Ertragsaussichten entwickelt – getreu dem höheren Risiko, aber nun mit adäquaterem Zins.

Was sind die Chancen und Risiken von Private Debt ?

Private Debt bietet, je nach Segment, ein breites Renditespektrum – von moderaten Zinssätzen bei gut aufgestellten Mittelständlern bis hin zu hohen zweistelligen Renditen in Risikosegmenten wie Distressed-Debt. Diese Chancen sind jedoch stets mit dem jeweiligen Ausfallrisiko abzuwägen, sodass eine professionelle Selektion und laufende Überwachung der Kreditengagements entscheidend sind. Nachfolgend werden die wesentlichen Chancen und Risiken zusammengefasst:

Chancen

  • Überdurchschnittliche Verzinsung: Ein wesentlicher Beweggrund für Investoren (z. B. Versicherungen, Pensionskassen), in Private Debt zu investieren, ist das höhere Renditepotenzial im Vergleich zu liquiden Staats- oder Unternehmensanleihen. Insbesondere im Sub-Investment-Grade-Bereich kann das Zinsniveau deutlich über dem von börsennotierten Papieren liegen. Die Kreditfonds können Endfälligkeiten, Tilgungsmodalitäten und Covenants individuell mit dem Unternehmen aushandeln, was eine risikoadäquate Vergütung ermöglicht.
  • Flexibilität in Struktur und Konditionen: Private Debt zeichnet sich durch maßgeschneiderte, oft bilaterale Vertragswerke aus. Anders als bei Bankkrediten, die häufig streng standardisierten Vorschriften unterliegen, sind bei Kreditfonds Laufzeiten, Sicherheiten, Covenants und Tilgungsstrukturen flexibel verhandelbar. Dadurch lassen sich Sonderfinanzierungen (z. B. MBOs, Sondersituationen, Nachfolgeregelungen, „Special Situations“) ebenso umsetzen wie klassische Wachstumsdarlehen.
  • Stabilere Renditequellen: Mit Private Debt lassen sich planbare Zinseinnahmen erzielen. Gerade institutionelle Investoren, die langfristige Cashflows benötigen, können von vertraglich fixierten Kupons profitieren. Der Kapitalrückfluss stammt sowohl aus laufenden Zinszahlungen als auch aus der Endfälligkeit (Tilgung). Solange das Ausfallrisiko kontrolliert wird, sind die Erträge vergleichsweise robust und schwanken weniger als Aktienkursgewinne.
  • Diversifikation und geringere Korrelation: Private Debt weist in der Regel eine geringe Korrelation zu Aktienmärkten auf. In einem breit diversifizierten Portfolio kann die Beimischung von illiquiden, festverzinslichen Anlagen helfen, das Gesamtrisiko zu streuen. Insbesondere kreditbasierte Investmentstrategien reagieren stärker auf Bonitätsentwicklungen der einzelnen Unternehmen und weniger auf kurzfristige Schwankungen des Börsengeschehens.
  • Zugang zu exklusiven Deals und Marktnischen: Durch den direkten Kontakt zu Unternehmen erschließen sich Kreditfonds und ihre Investoren häufig Marktnischen, die für klassische Banken unattraktiv oder zu aufwendig sind. Hier lassen sich – bei solider Kreditprüfung – besonders attraktive Zinsmargen erzielen. So können Kreditfonds beispielsweise in Sondersituationen schnell Kapital bereitstellen, was für Unternehmen (z. B. bei Übernahmen oder Restrukturierungen) essenziell sein kann.
  • Mitgestaltung und Wertschöpfung: Ähnlich wie im Private-Equity-Bereich können Kreditfonds bei komplexeren Engagements eine aktive Rolle spielen – nicht zwingend in Form von Kontrollrechten wie bei Mehrheitsbeteiligungen, jedoch durch umfassende Covenants und regelmäßiges Monitoring. Dieser engere Austausch kann die Qualität der Kreditbeziehung und die Erfolgsaussichten der Investition positiv beeinflussen.

Risiken

  • Illiquidität: Private-Debt-Fonds investieren langfristig; die Laufzeiten der Kredite betragen oft drei bis sieben Jahre oder mehr. In dieser Zeit kann das Kapital für den Investor nur eingeschränkt oder gar nicht veräußert werden. Anders als bei börsengelisteten Anleihen existiert kein liquider Sekundärmarkt. Wer sein Kapital zurückzieht, riskiert Abschläge oder findet gar keinen Käufer (Liquidity Risk).
  • Kredit- bzw. Ausfallrisiko: Anders als bei erstklassig gerateten Anleihen (Investment Grade) besteht im Sub-Investment-Grade-Segment ein deutlich erhöhtes Risiko, dass das Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann. Distressed Debt oder Mezzanine-Tranchen weisen noch höhere Ausfallrisiken auf. Mangelnde Besicherung oder Nachrangigkeit verschärfen das Verlustrisiko für den Investor.
  • Komplexität und Due Diligence: Der Erfolg einer Private-Debt-Investition steht und fällt mit einer professionellen Risikoprüfung (Due Diligence) und laufender Überwachung. Da es sich um maßgeschneiderte Kredite handelt, sind die Vertragswerke meist komplex. Kleine oder unerfahrene Investoren können ihre Kreditrisiken falsch einschätzen, wenn sie nicht über das nötige Fachwissen (z. B. in Insolvenzrecht, Branchenanalyse, Covenants) verfügen.
  • Regulatorische und steuerliche Aspekte: Obwohl Private Debt durch regulatorische Entwicklungen (z. B. Liberalisierung im KAGB in Deutschland) unterstützt wird, bleiben gewisse Unsicherheiten (etwa Strukturierung bei grenzüberschreitenden Krediten, unterschiedliche Besteuerung je nach Land). Auch mögliche Änderungen in Solvency II oder der Anlageverordnung können die Attraktivität der Anlageklasse beeinflussen. Für ausländische Fondsvehikel (z. B. aus Luxemburg) sind steuer- und aufsichtsrechtliche Komplexitäten zu beachten.
  • Begrenzte Transparenz und Marktdaten: Private-Debt-Transaktionen werden häufig ohne öffentliche Bekanntmachung durchgeführt. Das erschwert Investoren die Benchmarking-Analyse und den Marktüberblick. Mangels standardisierter Publizität ist es für Außenstehende nicht immer klar, wie vergleichbar Renditen, Risiken und Kreditstrukturen einzelner Fonds oder Manager sind.
  • Mögliche Konzentrationsrisiken: Insbesondere wenn ein Fonds stark auf eine bestimmte Region, Branche oder wenige große Kreditengagements setzt, kann es zu Klumpenrisiken kommen. Tritt eine Branchen- oder Wirtschaftskrise auf, leidet das gesamte Kreditportfolio – meist intensiver, als es in breit gestreuten Anlagen der Fall wäre.

Fazit

Die strengeren regulatorischen Anforderungen an Banken nach der Finanzkrise 2008 haben zu einer deutlichen Veränderung der Kreditmärkte geführt. Viele Unternehmen – vor allem im Sub-Investment-Grade-Bereich oder mit komplexen Finanzierungsbedürfnissen – standen plötzlich vor hohen Hürden, wenn sie auf Bankdarlehen angewiesen waren. Gleichzeitig stieg der Druck auf Banken, aufgrund hoher Eigenkapitalunterlegung und Liquiditätsvorschriften ihr Kreditbuch stärker zu selektieren.

Diese Entwicklung war ein wesentlicher Katalysator für das Wachstum von Private Debt. Kreditfonds und andere Nicht-Bank-Investoren decken jene Marktsegmente ab, die Banken nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr bedienten. Für Unternehmen bedeutet das mehr Flexibilität, schnellere Zusagen und individuellere Konditionen – freilich zu oft höheren Zinsen. Für Investoren ist Private Debt eine Alternative zu den niedrigen Renditen klassischer Anleihen, mit gleichzeitig stabilen Cashflows und planbaren Ausschüttungen.

Ob sich dieser Trend weiter verstetigt, hängt von mehreren Faktoren ab: dem Zinsniveau, der regulatorischen Entwicklung und der Frage, wie risikobereit Banken in Zukunft wieder sein werden. Aktuell spricht viel dafür, dass der Private-Debt-Markt seinen Wachstumskurs beibehält – als wichtiger Baustein im Finanzierungsmix des Mittelstands und als chancenreiche Anlageklasse.


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