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Finanzierung von Infrastrukturprojekten für Stadtwerke: Wie private Investoren helfen können

21.09.2025 | Infrastruktur

Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze

Einleitung: Stadtwerke im Zentrum der Transformation

Transformation der Energieversorgung, Ausbau der Energiesicherheit und Erneuerung der kommunalen Infrastruktur sind längst nicht mehr abstrakt, sondern eine unmittelbare Herausforderung in Städten und Gemeinden. Auch Stadtwerke stehen dabei im Zentrum: Sie sind nicht nur Versorger, sondern entscheidenden Akteure, wenn es um die Umsetzung von Infrastrukturprojekten und die Bewältigung des immensen Investitionsdrucks geht.

Ob Strom, Wärme, Wasser, Abfallwirtschaft oder Mobilität – in allen Bereichen steigt der Bedarf an modernen Lösungen. Damit rückt auch die Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur ins Zentrum der Debatte. Stadtwerke müssen in den kommenden Jahren Milliarden in Infrastruktur-Investitionen tätigen – ein Kraftakt, der ohne neue Wege in der Finanzierung kaum möglich ist. Private Investoren, Banken und Förderprogramme sind daher unverzichtbar. Auch Private Markets rücken zunehmend in den Blick, da sie Investorenströme für Projekte mit stabilem Cashflow und langfristiger Bedeutung mobilisieren können.

Der Investitionsbedarf in Stadtwerke-Infrastruktur ist historisch: Allein die Verteilnetze erfordern bis 2030 Investitionen von mehr als 60 Milliarden Euro. Insgesamt werden für die deutsche Energie- und Wasserversorgung in den kommenden zwei Jahrzehnten über 700 Milliarden Euro veranschlagt. Projekte im zweistelligen Millionenbereich sind für viele Stadtwerke inzwischen Normalität – und werfen die zentrale Frage auf: Wie können Stadtwerke die Finanzierung dieser Infrastruktur-Investitionen sicherstellen?

Wo ist aktuell der höchste Investitionsbedarf für Stadtwerke?

Nicht jedes Infrastruktursektor-Segment ist gleich relevant. Ein Blick auf die aktuellen Marktstudien und politischen Rahmenbedingungen zeigt klare Schwerpunkte. Ohne eine planbare Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur sind diese Investitionen jedoch kaum realisierbar.

Wärmenetze und Wärmeinfrastruktur

Der wohl dynamischste Investitionsbereich liegt im Aufbau und Ausbau von Wärmenetzen – ein Kernbereich der Stadtwerke-Infrastruktur. Hintergrund ist die kommunale Wärmeplanung, die bis 2026 für Großstädte und bis 2028 für kleinere Kommunen verbindlich eingeführt wird. Städte müssen konkret darlegen, wie sie die Dekarbonisierung ihrer Wärmeversorgung umsetzen wollen.

Das bedeutet massive Investitionen in neue Leitungen, in Großwärmepumpen, in Speichertechnologien und in die Nutzung von Abwärmequellen. Viele Netze, die bislang auf Gas- oder Kohlekesseln basieren, müssen umgestellt oder neu errichtet werden. Förderprogramme wie das BEW (Förderprogramm des Bundes zur Unterstützung von Wärmenetzen) schaffen zwar finanzielle Unterstützung, doch die Investitionssummen sind enorm. Allein der Bundesverband der Fernwärmeversorger (AGFW) schätzt, dass bis 2030 über 20 Milliarden Euro in Wärmenetze fließen müssen. Für Stadtwerke sind dies Investitionen, die ohne externe Partner und eine tragfähige Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur kaum darstellbar sind.

Stromnetze – Verteilnetze unter Druck

Ein zweiter Schwerpunkt liegt im Bereich der Stromverteilnetze. Die Energiewende wird nicht nur auf Ebene der Übertragungsnetzbetreiber, also der Stromautobahnen – in Deutschland entschieden, sondern auch in sehr hohem Maße in der Mittel- und Niederspannungsebene. Dort kommen die zusätzlichen Lasten aus Wärmepumpen, Elektrofahrzeugen und dezentraler Erzeugung an.

Die BNetzA geht davon aus, dass bis 2030 mehrere zehntausend Kilometer Leitungen neu gebaut oder verstärkt werden müssen. Auch der Ausbau von Umspannwerken, Trafostationen und Smart-Meter-Infrastruktur ist zwingend erforderlich. Der BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V.) spricht von einem Investitionsvolumen von mindestens 60 Milliarden Euro bis 2030 allein im Bereich der Verteilnetze.

Für Stadtwerke bedeutet das: Die Netze, die jahrzehntelang stabil liefen, müssen nun in großem Umfang modernisiert werden. Dieser Kraftakt ist ohne innovative Modelle zur Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur nicht realisierbar.

Speicher und Flexibilität

Mit der Integration erneuerbarer Energien steigt der Bedarf an Speichern. Stadtwerke planen zunehmend Quartiersspeicher (d.h. gemeinsame Energiespeicher für ein Wohnviertel), Batteriespeicher oder saisonale Wärmespeicher. Diese Investitionen sind wichtig, um die Netzstabilität zu gewährleisten und Lastspitzen abzufedern.

Besonders interessant sind Großwärmespeicher, die in Kombination mit Wärmepumpen oder Solarthermieanlagen ganze Stadtviertel mit Wärme versorgen können. Auch Batteriespeicher, die in Verteilnetzen installiert werden, um Spannungsschwankungen auszugleichen, gewinnen an Bedeutung. Diese Projekte haben typischerweise Volumina zwischen 5 und 30 Millionen Euro – also eine Größenordnung, in dem die Finanzierung von Stadtwerke-Infrastruktur durch Kooperationen mit privaten Investoren entscheidend wird.

Digitalisierung und Smart Grids

Ein oft unterschätzter, aber zentraler Investitionsbereich ist die Digitalisierung der Netze. Ohne intelligente Steuerung lassen sich weder Wärmenetze effizient betreiben noch Stromnetze stabil halten.

Dazu gehören der Rollout von Smart Metern, die Ausstattung von Ortsnetzstationen mit intelligenter Technik und die Einführung digitaler Leitsysteme. Diese Maßnahmen sind zwar weniger sichtbar, aber unverzichtbar für die Transformation. Auch sie erfordern eine langfristig gesicherte Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur, damit Innovation und Versorgungssicherheit Hand in Hand gehen.

Wasser- und Abfallinfrastruktur

Neben Energie sind auch Wasser- und Abfallwirtschaft zentrale Bestandteile der Stadtwerke-Infrastruktur. Auch hier stehen Stadtwerke vor großen Herausforderungen. Klimawandel führt zu Starkregen und Trockenperioden – was Investitionen in Speicher, Leitungen und Kläranlagen nötig macht. In der Abfallwirtschaft rücken thermische Verwertung und Rohstoffrückgewinnung in den Fokus.

Schätzungen gehen bis 2045 von Investitionsbedarfen im hohen dreistelligen Milliardenbereich aus. Diese Dimensionen zeigen: Die Finanzierung Stadtwerke Infrastruktur ist nicht nur eine Aufgabe einzelner Projekte, sondern eine strukturelle Herausforderung für Jahrzehnte.

Überblick Investitionsbedarf von Stadtwerken zwischen 2030 – 2045

SubsegmentWarum jetzt groß?
(Bedarf bis 2030/45)
Stromnetze – ÜNB & v. a. Verteilnetze (DSO)Sehr hoher Capex-Bedarf: BDEW nennt > 255 Mrd. € bis 2030 (Übertragung + Verteilung) allein Verteilnetze > 61 Mrd. € bis 2030 Langfristig (bis 2045) Studien mit > 300 Mrd. € für Verteilnetze
Wärmenetze (Neubau & Dekarbonisierung)VKU schätzt, dass der Investitionsbedarf bei ~ 43,5 Mrd. € bis 2030 liegtDie BEW-Förderpipeline ist stark ausgelastetKommunale Wärmeplanung gibt verbindliche Roadmaps (Fristen: >100k EW bis 30.06.2026, alle übrigen bis 30.06.2028) vor
Wasser/Abwasser (Erhalt, Resilienz, 4. Reinigungsstufe)VKU/BBH schätzen Investitionsbedarf bei ca. ~ 800 Mrd. € bis 2045, davon allein ca. ~ 9 Mrd. € (bis 2045) für die 4. Reinigungsstufe
Öffentliche Ladeinfrastruktur (Depot/City/POI)2030-Zielkorridor: 380–680 Tsd. öffentliche LadepunkteFlaschenhals häufig Netzanschluss
Glasfaser/Kommunale Digital-InfraRoll-out läuft, HP-Quote 52,8 % (30.06.2025) – viel Restpotenzial, aber Überbau-Risiken.
Quellen: BDEW1, BDEW2, VKU1, ZfK, BMWSB, VKU2, BBH, NOW, BREKO

Während der größte Gesamt-Investitionsbedarf langfristig im Bereich Wasser/Abwasser liegt (ca. 800 Mrd. € bis 2045), konzentriert sich der aktuell größte Handlungs- und Finanzierungsdruck auf Wärmenetze und Stromverteilnetze. Hier müssen bereits bis 2030 Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe getätigt werden, um Klimaziele und gesetzliche Vorgaben einzuhalten. Wasser- und Abwasserprojekte folgen mit hoher Relevanz, jedoch über einen längeren Zeithorizont verteilt.

Für Stadtwerke bedeutet das: Wer sich in den nächsten Jahren strategisch aufstellt, muss genau in diesen Bereichen aktiv werden.

Was sind die aktuellen Herausforderungen für Stadtwerke?

Der Investitionsdruck in die Stadtwerke-Infrastruktur ist enorm. Doch während der Bedarf stetig steigt, stoßen die klassischen Finanzierungsmodelle zunehmend an Grenzen.

a) Finanzierungsengpässe

Traditionell haben Stadtwerke ihre Projekte über lokale Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Landesbanken finanziert. Diese Nähe zum Kreditgeber war ein großer Vorteil, denn die Banken kannten die Region, die kommunalen Eigentümer und die Risiken. Solange sich die Investitionen in überschaubaren Dimensionen bewegten, funktionierte dieses Modell zuverlässig.

Heute jedoch stoßen viele Stadtwerke an Grenzen. Ein Grund ist die steigende Verschuldungskapazität. Kommunale Eigentümer setzen Obergrenzen, um Haushaltsrisiken zu vermeiden. Gerade kleine und mittlere Stadtwerke haben Schwierigkeiten, die Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur aus eigener Bilanzkraft zu stemmen.

Hinzu kommt, dass Banken – regulatorisch getrieben – höhere Eigenkapitalquoten verlangen. Während früher zehn Prozent ausreichten, sind heute oft zwanzig bis dreißig Prozent des Projektvolumens gefordert. Für ein Wärmenetz mit 30 Millionen Euro Investitionssumme bedeutet das, dass das Stadtwerk zwischen sechs und neun Millionen Euro Eigenkapital bereitstellen müsste – Summen, die viele kommunale Unternehmen nicht leisten können.

Auch das Zinsumfeld trägt zu den Problemen bei. Nach Jahren extrem niedriger Zinsen haben die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank die Finanzierungskosten deutlich steigen lassen. Kredite, die früher mit ein bis zwei Prozent verzinst wurden, kosten heute drei bis vier Prozent. Das schlägt bei großen Investitionssummen erheblich zu Buche.

Gerade kleine und mittlere Stadtwerke geraten dadurch unter Druck. Ihnen fehlt die Bilanzkraft, um sowohl die Eigenkapitalanforderungen als auch die erhöhten Zinsen zu tragen. Ohne neue Modelle zur Finanzierung der Stadtwerke- Infrastruktur droht die Transformation ins Stocken zu geraten.

b) Förderabhängigkeit und Komplexität

Im Bereich der Wärmenetze sind Förderprogramme zentral. Die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) ist das wichtigste Instrument. Sie bietet Investitionszuschüsse von bis zu 40 Prozent der förderfähigen Kosten und Betriebskostenzuschüsse für innovative Technologien wie Großwärmepumpen oder Solarthermie. Ohne diese Förderung wären viele Projekte wirtschaftlich nicht darstellbar.

Doch die Nutzung dieser Fördermittel ist alles andere als einfach. Die Antragsverfahren sind komplex und erfordern detaillierte technische, wirtschaftliche und rechtliche Unterlagen. Stadtwerke, die kein spezialisiertes Förderteam haben, müssen auf externe Berater zurückgreifen. Das verursacht zusätzliche Kosten, verlängert die Vorbereitungszeit und erhöht die Unsicherheit, ob und wann ein Bewilligungsbescheid vorliegt.

Hinzu kommt die Unsicherheit in der zeitlichen Abfolge. Viele Projekte geraten ins Stocken, weil die Förderbewilligung auf sich warten lässt. Ein Projekt, das technisch und finanziell ausgereift ist, kann nicht starten, weil der Förderbescheid fehlt. In einer Zeit, in der die Wärmewende schnell umgesetzt werden soll, sind solche Verzögerungen problematisch.

Im Stromnetzbereich gibt es keine vergleichbaren Investitionszuschüsse. Hier gilt die Anreizregulierung (ARegV). Sie garantiert, dass Investitionen langfristig über die Netzentgelte refinanziert werden können. Doch auch hier ist der Weg nicht trivial. Investitionen müssen regulatorisch anerkannt werden, und das erfordert Investitionsmeldungen, Prüfungen und Dokumentationen. Für kleinere Stadtwerke ist das ein erheblicher Aufwand.

Hier zeigt sich: Fördermittel sind wichtig, ersetzen aber keine nachhaltige Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur. Stadtwerke brauchen Investoren, die bereit sind, Eigenkapitallücken zu schließen und Projekte zu beschleunigen.

c) Fragmentierte Stadtwerke-Landschaft

Deutschland hat rund 900 Stadtwerke. Viele davon sind kleine oder mittlere Unternehmen, die nur regional tätig sind. Diese Fragmentierung erschwert die Standardisierung und verteuert die Finanzierung von Stadtwerke-Infrastruktur. Während ein großer Netzbetreiber mit Milliardeninvestitionen routiniert umgehen kann, ist jedes Projekt bei einem kleinen Stadtwerk ein Unikat.

Das führt zu sehr unterschiedlichen Vertragswerken, Prozessen und Entscheidungswegen. Für Investoren ist das ein Problem, denn sie suchen nach wiederholbaren, skalierbaren Strukturen. Wer jedes Mal neu verhandeln muss, verursacht hohe Transaktionskosten. Damit sinkt die Attraktivität der Projekte, auch wenn der Investitionsbedarf objektiv hoch ist.

Für Investoren bedeutet das hohe Transaktionskosten, weil jedes Projekt einzeln verhandelt wird. Ohne standardisierte Strukturen bleibt die Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur ein aufwändiger Prozess, der Skalierung verhindert.

d) Politische Einflussfaktoren

Stadtwerke sind Teil der kommunalen Daseinsvorsorge. Das bedeutet, dass die Kommunalpolitik einen erheblichen Einfluss hat. Bürgermeister und Gemeinderäte wollen mitreden, wenn es um große Investitionen geht.

Politische Mehrheiten wechseln, Bürgermeister werden abgewählt, Projekte werden beschlossen und wieder gestoppt. Für Investoren ist diese Unbeständigkeit ein Risiko. Selbst wenn ein Projekt inhaltlich sinnvoll und wirtschaftlich darstellbar ist, kann es an politischer Unsicherheit scheitern.

Auch die Akzeptanz in der Bevölkerung ist ein Faktor. Wärmenetze stoßen oft auf Widerstand, wenn Trassen durch Wohngebiete geführt werden oder Anschlusszwänge entstehen. Stromnetzausbau kann Bürgerinitiativen hervorrufen, die gegen Leitungen oder Trafostationen protestieren. Solche Konflikte führen zu Verzögerungen, erhöhen die Kosten und senken die Planbarkeit.

Diese Unsicherheiten machen die Finanzierung von Stadtwerke-Infrastruktur für private Investoren riskant. Selbst wirtschaftlich sinnvolle Projekte scheitern oft an politischen Mehrheiten oder fehlender Akzeptanz.

Finanzierung von Stadtwerke-Infrastruktur

Die klassische Bankenfinanzierung, öffentliche Fördermittel, Bürgerbeteiligungen und private Investoren bilden zusammen die Basis für eine nachhaltige Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur. Keine dieser Säulen reicht allein aus, erst in der Kombination entsteht ein zukunftsfähiges Modell.

Klassische Wege: Bankenfinanzierung

Die klassische Bankenfinanzierung bleibt ein wichtiger Baustein. Lokale Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Landesbanken sind eng mit den Kommunen verbunden und haben ein Interesse daran, die Transformation vor Ort zu unterstützen.

Doch diese klassischen Wege stoßen zunehmend an Grenzen. Die Eigenkapitalanforderungen steigen, die Zinsen sind höher, und die Ticketgrößen überfordern die Bilanzkraft vieler Stadtwerke. Allein über Bankkredite ist die Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur nicht zu stemmen.

Öffentliche Fördermittel

Fördermittel sind im Wärmebereich unverzichtbar. Die BEW schafft die Grundlage dafür, dass Projekte überhaupt wirtschaftlich darstellbar sind. Sie ist allerdings kein Ersatz für Eigenkapital. Stadtwerke müssen trotz Förderung erhebliche Mittel bereitstellen, um die Finanzierungslücke zu schließen.

Im Stromnetzbereich sorgt die Anreizregulierung für Stabilität. Investitionen fließen in die Regulated Asset Base (RAB) ein und werden über Netzentgelte refinanziert. Doch auch hier müssen Stadtwerke zunächst Eigenkapital einsetzen, bevor die Regulierung greift.

Das zeigt: Förderungen sind nur ein Baustein der Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur, nicht die Lösung.

Bürgerbeteiligung

Bürgerbeteiligung ist weniger eine Frage der Finanzierung als der Akzeptanz. Viele Kommunen wollen ihre Bürger an den Projekten beteiligen, um die Identifikation der Bürger mit dem jeweiligen Projekt zu stärken und politische Diskussionen zu entschärfen.

Das kann über Crowdinvesting-Plattformen geschehen, auf denen Bürger Beträge ab bspw. 500 Euro investieren. Es kann über Bürgeranleihen laufen, die Stadtwerke selbst begeben. Oder es können Genossenschaften gegründet werden, die Anteile an Projekten halten.

Finanziell bewegen sich diese Modelle meist im Bereich von einigen hunderttausend Euro bis maximal einem oder zwei Millionen. Damit ersetzen sie keine großen Finanzierungsbausteine, sind aber politisch und kommunikativ sehr wertvoll. Kurz: Sind schaffen Akzeptanz, sind aber kein wirkliches Finanzierungsinstrument.

Beteiligung privater Investoren an Stadtwerke-Infrastruktur

Die Beteiligung privater Investoren eröffnet neue Möglichkeiten. In den letzten Jahren sind Joint-Venture-Modelle entstanden, die Stadtwerke mit professionellen Infrastruktur-Investoren zusammenbringen.

Die Idee ist einfach: Das Stadtwerk behält die Mehrheit und die Steuerungshoheit, der Investor bringt Eigenkapital und Strukturierungskompetenz ein. Damit werden Finanzierungslücken geschlossen, Projekte können schneller umgesetzt werden, und die Kommune behält die Kontrolle.

Besonders Programmatic JV-Modelle ermöglichen standardisierte Strukturen. Sie senken Transaktionskosten und machen die Finanzierung von Stadtwerke-Infrastruktur skalierbar. Statt jedes Projekt neu zu verhandeln, gibt es Muster für Shareholder Agreements, EPC-Verträge und KPI-Regelwerke. Diese Standardisierung senkt Transaktionskosten und macht es möglich, mehrere Projekte in Serie umzusetzen.

Ein Beispiel aus einem anderen Sektor ist der Glasfaserausbau. Dort haben Stadtwerke mit privaten Investoren Strukturen entwickelt, die inzwischen in vielen Kommunen eingesetzt werden. Ähnliche Modelle lassen sich auch auf Wärme- und Stromnetze übertragen.

Lösungsansätze zur Finanzierung von Stadtwerke-Infrastruktur durch private Investoren

Die Finanzierung von Stadtwerke-Infrastruktur steht heute vor einem Paradigmenwechsel. Der Investitionsbedarf in Wärmenetze, Stromverteilnetze, Speicher und Wasserinfrastruktur übersteigt bei weitem die Eigenkapazitäten der meisten Stadtwerke. Gleichzeitig suchen private Investoren nach skalierbaren, transparenten und politisch anschlussfähigen Strukturen.

In der Praxis haben sich dafür verschiedene Modelle herausgebildet, die unterschiedliche Ansätze zur Standardisierung, Risikoteilung und Effizienzsteigerung bieten. Die folgenden sechs Varianten – von Programmatic JVs bis hin zu One-Stop-Angeboten – zeigen, wie Stadtwerke und Investoren die Energiewende gemeinsam gestalten können.

Tabelle: Ansätze für die Beteiligung privater Investoren bei der Finanzierung kommunaler Infrastrukturprojekte

ModellStruktur / KernideeVorteile für StadtwerkeVorteile für InvestorenHerausforder-ungenTypische Ticketgröße
Kooperationsmodelle zwischen kommunalen Trägern und privaten Investoren
Programma-tic JV-PlattformStandardisier-te JV-Struktur für wiederholbare Investitions-Pakete (z. B. Wärmenetze, Speicher)EK-Lücke schließen, schnelle Umsetzung, kommunale Mehrheit bleibt erhaltenWiederhol-barkeit, Skalierbar-keit, stabile RenditenBalance Risk = Control, Akzeptanz bei Kommunen20–50 Mio. € pro Paket
Co-Invest mit kommunalen GruppenBeteiligung an Verbünden (z. B. Thüga, Trianel, Zweckver-bände) oder PlattformenBündelung kleinerer Stadtwerke, politische Rücken-deckung, KostenteilungSkalierbarkeit Diversifikation ReputationHeterogene Interessen, komplexe Governance50–200 Mio. € (gebündelt)
Landesweite Framework Agreements + Call-OffsStandard-rahmen-vertrag auf Landesebene; Kommunen treten projektweise bei (Call-Off)Zeit- & Kostengewinn geprüfte Verträge, polit. Rücken-deckungPlanbarer Dealflow, niedrige Transaktions-kostenPolitische Koordination, Balance Standardisierung/ Flexibilität10–100 Mio. € je Call-Off
Ansatz zur effizienten Risikoverteilung zwischen kommunalen Trägern und privatem Investor
SPV-Factory (Dev-Co/Asset-Co)Trennung Entwicklung (Dev-Co, höheres Risiko) und Betrieb (Asset-Co, stabiler Cashflow)Entlastung in Entwicklungs-phase, Risiko-Teilen, kommunale Steuerung im BetriebKlarer Risiko-/ Return-Split, Diversifikation durch SPV-BündelVertrags-komplexität, Verwaltungs-kosten, Akzeptanz Dev-Co 
Ansatz für private Investoren zur Identifikation von frühphasigen kommunalen Investitionsprojekten
Pipeline-Screening über Heat- & Wasser-SignalsFrühindika-toren (Wärmepläne, BEW-Anträge, Abwärme, Wasser-strategien) zeigen Projekte aufUnterstützung bei Förder-/ Finanz-ierungs-struktur, Projektum-setzung schneller möglichFrüher Zugang, aktive Mitgestaltung, SkalierbarkeitKein garantierter Deal, hohe Vorarbeit im Screening 
Ansatz zur effizienten Kooperation zwischen kommunalen Trägern und privaten Investoren
„One-Stop“-Angebot (EPC + Betriebs-KPIs)Finanzierung, EPC-Steuerung & Betriebs-kontrolle aus einer Hand mit KPI-RegelwerkEntlastung, weniger Schnittstellen, planbarer Roll-outMehr Kontrolle, Risiko-minimierung, Bonus/ Malus-SystemeVertrags-komplexität, Akzeptanz-themen, EPC-Partner müssen mitziehen 

Kooperationsmodelle zwischen Stadtwerken und privaten Investoren

1. Programmatic-Joint Venture-Plattform mit einzelnen Stadtwerken

Ein besonders vielversprechender Ansatz, um die Finanzierung von Stadtwerke-Infrastruktur effizienter zu gestalten, ist die Einrichtung einer Programmatic Joint-Venture (JV)-Plattform. Im Unterschied zu klassischen Einzelfalllösungen, bei denen jedes Projekt separat verhandelt und strukturiert wird, setzt ein Programmatic JV auf Wiederholbarkeit, Standardisierung und Skalierbarkeit. Genau darin liegt der Schlüssel, um die Vielzahl an Projekten in Deutschland – von Wärmenetzen über Stromnetzverstärkungen bis hin zu Speichersystemen – in Serie umsetzen zu können.

Grundprinzip

Das Programmatic JV besteht aus einer Partnerschaft zwischen Stadtwerk(en) und einem privaten Investor, die nicht nur für ein einzelnes Projekt, sondern für eine ganze Reihe von Projekten angelegt ist. Während das Stadtwerk die kommunale Steuerung, die Konzessionen und das operative Know-how einbringt, steuert der Investor Eigenkapital, Strukturierungswissen und Standardprozesse bei.

Der Vorteil gegenüber dem klassischen Projekt-JV liegt darin, dass einmal entwickelte Vertragsbausteine, Governance-Regeln und Finanzierungsstrukturen immer wieder genutzt werden können. Damit sinken die Transaktionskosten erheblich, und die Geschwindigkeit bei der Umsetzung steigt.

Finanzierungsbausteine

Ein Programmatic JV nutzt eine vordefinierte Finanzierungsarchitektur, die flexibel an einzelne Projekte angepasst werden kann, aber in ihren Grundzügen immer gleichbleibt. Typische Elemente sind:

  • BEW-Zuschüsse, die wie ein eigenkapitalähnlicher Puffer wirken,
  • Landesgarantien oder KfW-Tranchierungen für Senior Debt, die günstige Finanzierungskonditionen sichern,
  • klassische Bankdarlehen über Sparkassen oder Landesbanken,
  • Eigenkapital des Investors, das die verbleibende Finanzierungslücke schließt,
  • optional Bürgerbeteiligungen in Form von Genossenschaftsanteilen, Nachrangdarlehen oder Crowdinvesting, um Akzeptanz zu fördern.

Der Vorteil: Stadtwerke und Investoren müssen nicht jedes Mal eine neue Finanzierungsarchitektur entwickeln, sondern greifen auf einen erprobten Mix zurück.

Governance

Die Governance eines Programmatic JV muss eine Balance zwischen kommunaler Steuerung und Investoreninteressen sicherstellen. Ein praktikabler Ansatz ist ein phasenweises Modell:

  • In der Entwicklungs- und Bauphase erhält der Investor stärkere Steuerungsrechte, da er das Finanzierungs- und Projektrisiko trägt.
  • In der Betriebsphase geht die Steuerungshoheit stärker an das Stadtwerk zurück, um die kommunale Daseinsvorsorge zu gewährleisten.

Zusätzlich werden Reserved Matters definiert, bei denen beide Partner zustimmen müssen – etwa bei Budgetfragen, EPC-Vergaben oder Änderungen am Geschäftsmodell.

Vorteile der Programmatic JV-Plattform

Für kommunale Träger bedeutet dieses Modell, dass sie Eigenkapitallücken schließen, Fördermittel abrufen und Projekte schneller realisieren können, ohne die kommunale Kontrolle zu verlieren. Für Investoren bietet das Modell Skalierbarkeit, Wiederholbarkeit und stabile Renditen, die im Bereich Core+ bis Value Add angesiedelt sind.

Das Programmatic JV ist damit eine Art Brücke zwischen den fragmentierten Strukturen der Stadtwerke und den Standardisierungsbedürfnissen institutioneller Investoren. Es übersetzt die lokalen Besonderheiten in eine investierbare Struktur und macht damit hunderte von Projekten in Deutschland finanzierbar.

2. Co-Invest Plattformen mit kommunalen Gruppen oder Verbünden

Neben bilateralen Joint Ventures mit einzelnen Stadtwerken gewinnt ein weiteres Modell zunehmend an Bedeutung: das Co-Investment mit kommunalen Gruppen oder Verbünden. Viele Stadtwerke sind in regionalen oder thematischen Zusammenschlüssen organisiert, die entweder gemeinsam Projekte entwickeln oder über Beteiligungsgesellschaften in Netze und Infrastruktur investieren. Kommunale Gruppen bündeln kleinere Projekte und schaffen damit die kritische Masse. So wird die Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur für Investoren skalierbarer. Für private Investoren können diese Gruppen ein idealer Zugang sein, weil sie Dealflows bündeln, Risiken verteilen und politische Legitimation verstärken.

Formen kommunaler Gruppen

Kommunale Gruppen treten in unterschiedlichen Ausprägungen auf:

  • Beteiligungsverbünde wie Thüga oder Trianel, die Anteile an zahlreichen Stadtwerken halten und Investitionen bündeln.
  • Regionale Netzgesellschaften, bei denen mehrere Stadtwerke ihre Strom- oder Gasnetze in eine gemeinsame Gesellschaft eingebracht haben.
  • Kooperationsplattformen kleinerer Stadtwerke, die gemeinsam Einkauf, IT oder Energiehandel organisieren und zunehmend auch Infrastrukturprojekte entwickeln.
  • Zweckverbände im Wasser- oder Abwasserbereich, die Investitionen in Kläranlagen oder Leitungen gemeinsam schultern.

Diese Strukturen sind für Investoren interessant, weil sie Fragmentierung reduzieren. Statt mit zehn einzelnen Stadtwerken zu verhandeln, reicht ein Zugang über die gemeinsame Plattform, um mehrere Projekte gleichzeitig zu erreichen.

Funktionsweise eines Co-Investments

Beim Co-Investment beteiligt sich ein Investor direkt an einer Projektgesellschaft, die von einer kommunalen Gruppe gehalten wird. Das kann in zwei Varianten erfolgen:

  • Projektbezogenes Co-Investment: Investor und kommunale Gruppe finanzieren gemeinsam ein spezifisches Projekt, z. B. ein Wärmenetz oder einen Speicher.
  • Plattformbasiertes Co-Investment: Investor beteiligt sich auf Ebene der kommunalen Beteiligungsgesellschaft. Damit erhält er Zugang zu mehreren Projekten gleichzeitig und profitiert vom Portfolioeffekt.

Die Governance wird so gestaltet, dass die kommunale Gruppe die Mehrheit und Steuerung behält, während der Investor Kapital und Strukturierungskompetenz einbringt. Reserved Matters stellen sicher, dass wichtige Entscheidungen – etwa über Capex, Generalunternehmer-Auftragsvergaben (EPC-Vergaben) oder Finanzierungsstrukturen – nur gemeinsam getroffen werden.

Vorteile für Stadtwerke

  • Finanzielle Entlastung: Eigenkapitalanforderungen sinken, Projekte können schneller umgesetzt werden.
  • Bündelungseffekte: Kleinere Stadtwerke erreichen gemeinsam die kritische Masse, um Investoren anzusprechen.
  • Know-how-Zugang: Investoren bringen Projektfinanzierungs- und M&A-Kompetenz ein, die im kommunalen Verbund oft fehlt.
  • Politische Rückendeckung: Wenn mehrere Kommunen gemeinsam auftreten, sinkt die Gefahr, dass ein Projekt an lokalen Widerständen scheitert.

Vorteile für Investoren

  • Skalierbarkeit: Statt viele Einzeldeals zu verhandeln, entsteht mit einem Co-Investment eine ganze Pipeline an Projekten.
  • Diversifikation: Risiken verteilen sich auf mehrere Stadtwerke und Standorte.
  • Reputation: Beteiligung an einem anerkannten kommunalen Verbund schafft Vertrauen und politische Akzeptanz.
  • Effizienz: Standardisierte Vertragswerke und Entscheidungsprozesse senken Transaktionskosten.

Herausforderungen

  • Komplexe Entscheidungsprozesse: Kommunale Gruppen müssen interne Abstimmungen zwischen mehreren Eigentümern koordinieren. Das kann zu Verzögerungen führen.
  • Heterogene Interessen: Nicht alle beteiligten Stadtwerke haben denselben Investitionsbedarf oder dieselbe Risikobereitschaft.
  • Politische Dimension: Die Beteiligung privater Investoren kann innerhalb der Gruppe kontrovers diskutiert werden.
  • Renditeerwartungen: Kommunale Gruppen sind aus der Historie sehr günstige (und vielleicht künftig unrealistische) Finanzierungskonditionen gewöhnt. Hier müssen sich Kommunalunternehmen und Finanzierungspartner annähern.

Tabelle: Vergleich: Programmatic-JV vs. Co-Invest mit kommunalen Gruppen

KriteriumProgrammatic-JV mit StadtwerkCo-Invest mit kommunaler Gruppe
ZugangDirekter Kontakt mit einem Stadtwerk; Verhandlung individuellZugang über Verbund (Thüga, Trianel, Zweckverband) → mehrere Stadtwerke gleichzeitig
ProjektgrößeTypischerweise 10–40 Mio. € pro ProjektBündelung auf 50–200 Mio. € möglich (Portfoliogröße)
TransaktionskostenHöher im Vergleich zur Co-Investments mit kommunalen Gruppen/ Verbünden, da jede Programmatic-JV mit einzelnen Stadtwerken individuell strukturiert werden mussNiedriger, da bei der Ausgestaltung einer Co-Investment Plattform mit einer kommunalen Gruppe / Verbund höhere Skaleneffekte erzielt werden können
GovernanceKlar: Investor vs. ein StadtwerkKomplexer: Mehrere Stadtwerke/Kommunen müssen abgestimmt werden
FlexibilitätHöher, da maßgeschneidert auf ein einzelnes StadtwerkGeringer, da Standard-Regeln im Verbund gelten
RisikoverteilungRisiko konzentriert auf eine Programmatic-JV mit Projekten eines Stadtwerkes / einer KommuneRisiko verteilt auf mehrere Projekte und Stadtwerke innerhalb der Co-Investment Plattform einer kommunalen Gruppe/ Verbundes
Politische DimensionLokalpolitische Zustimmung entscheidendBreitere politische Rückendeckung, aber auch mehr Abstimmungsaufwand
InvestorenvorteileNähe zu den Projekten eines einzelnen Stadtwerkes, höhere GestaltungsfreiheitPlanbarer Dealflow, Reputationseffekt durch etablierten Verbund
StadtwerkeunterschiedeHeterogen: jedes Stadtwerk andersHomogenisiert: Interessen im Verbund gebündelt

Fazit

Co-Investments mit kommunalen Gruppen sind ein Hebel zur Skalierung in einem fragmentierten Markt. Sie bündeln Projekte, schaffen Standardisierung und ermöglichen Investoren einen planbaren Dealflow. Gleichzeitig bleiben die Kommunen steuerungsfähig, weil sie gemeinsam mit dem Investor die Governance gestalten.

Besonders in den Bereichen Wärmenetze, Speicher und Abwasser sind solche Modelle attraktiv, weil hier die Einzelprojekte oft zu klein für institutionelle Investoren sind, aber im Verbund die notwendige Größe erreichen.

3. Landesweite „Framework Agreements“ + Call-Offs

Ein dritter Ansatz zur effizienteren Finanzierung kommunaler Infrastrukturprojekte sind landesweite Rahmenvereinbarungen („Framework Agreements“) mit sogenannten Call-Off-Mechanismen. Während Programmatic JVs auf Partnerschaften zwischen einzelnen kommunalen Trägern und Investoren setzen und SPV-Factories die Projektstrukturen standardisieren, zielt das Framework-Modell darauf ab, die Fragmentierung der Stadtwerke-Landschaft durch übergeordnete Bündelung zu überwinden.

Gerade weil es in Deutschland rund 900 Stadtwerke gibt, von denen viele klein oder mittelgroß sind, entstehen hohe Transaktionskosten: Jeder Bürgermeister, jede Kommune und jedes Stadtwerk müssen überzeugt, jedes Vertragswerk neu verhandelt werden. Ein Framework Agreement auf Landesebene kann hier Abhilfe schaffen, indem es einen einheitlichen rechtlichen, finanziellen und prozessualen Rahmen vorgibt, den Stadtwerke dann über „Call-Offs“ projektweise nutzen können. Diese standardisierten Rahmenverträge ermöglichen es, viele Stadtwerke gleichzeitig einzubinden. Das erleichtert die Finanzierung Stadtwerke-Infrastruktur und schafft politischen Rückhalt.

Funktionsweise

Die Grundlogik eines Framework Agreements ist vergleichbar mit einem Rahmenvertrag im Einkauf. Ein Investor, ein Landesverband oder eine Energieagentur vereinbart mit einer Landesregierung oder einem Dachverband von Stadtwerken einen Standard-Rahmen. Dieser Rahmen definiert die wesentlichen Eckpunkte:

  • Governance-Modell: Wer hält Mehrheiten, wie ist die Risikoverteilung zwischen Kommune und Investor geregelt?
  • Vertragsdokumente: Standardisierte Shareholder Agreements, EPC-Verträge, KPI-Regelwerke.
  • Finanzierungsarchitektur: Typischer Mix aus Fördermitteln, Debt und Eigenkapital, optional Bürgerbeteiligung.
  • ESG-Standards und KPIs: Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien, CO₂-Reduktionszielen, Zeitrahmen.

Sobald dieser Rahmen etabliert ist, können einzelne Stadtwerke oder Kommunen einen Call-Off auslösen. Das bedeutet: Sie treten dem Rahmenvertrag für ein konkretes Projekt bei, ohne dass alle Grundsatzfragen erneut verhandelt werden müssen.

Beispiel: Ein mittelgroßes Stadtwerk möchte ein Wärmenetz mit 25 Millionen Euro Capex bauen. Statt selbst einen kompletten Verhandlungsprozess mit einem Investor zu durchlaufen, erklärt es den Call-Off und greift auf die bereits verhandelten Vertragswerke, Finanzierungsstrukturen und Governance-Regeln zurück.

Vorteile für Stadtwerke

Für Stadtwerke bietet das Modell erhebliche Erleichterungen:

  • Zeitgewinn: Förderfenster sind oft eng. Wer schon auf vorgefertigte Strukturen zugreifen kann, kann Anträge und Finanzierungen schneller umsetzen.
  • Rechtssicherheit: Die Verträge sind rechtlich geprüft, regulatorisch abgestimmt und politisch rückgedeckt.
  • Kostensenkung: Stadtwerke sparen Beratungs- und Anwaltskosten, die bei Individualprojekten schnell im sechsstelligen Bereich liegen.
  • Verhandlungsmacht: Durch die Bündelung auf Landesebene treten sie mit einem stärkeren Mandat gegenüber Banken und Investoren auf.

Vorteile für Investoren

Auch Investoren profitieren erheblich:

  • Planbarer Dealflow: Sie wissen, dass mehrere Stadtwerke auf den Rahmen zurückgreifen können, was ein kontinuierliches Projektvolumen sichert.
  • Niedrigere Transaktionskosten: Einmalige Verhandlung auf Landesebene, statt jedes Mal neu.
  • Skalierung: Auch kleinere Projekte werden investierbar, weil sie in ein standardisiertes Framework eingebettet sind.
  • Politische Rückendeckung: Durch die Mitwirkung der Landesregierung oder Landesenergieagentur steigt die Akzeptanz.

Rolle der Landesenergieagenturen

Landesenergieagenturen sind prädestiniert, eine Brückenfunktion einzunehmen. Sie können:

  • das Framework moderieren,
  • die Interessen von Stadtwerken und Investoren ausgleichen,
  • sicherstellen, dass Förderprogramme mit dem Framework kompatibel sind,
  • eine zentrale Koordinationsstelle für Call-Offs betreiben.

Damit werden sie zu Multiplikatoren und Türöffnern – sowohl für Stadtwerke, die Orientierung brauchen, als auch für Investoren, die Skalierbarkeit suchen.

Herausforderungen

So attraktiv das Modell klingt, es gibt auch Herausforderungen:

  • Politische Koordination: Ein landesweites Framework erfordert Einigung zwischen vielen Stakeholdern.
  • Flexibilität vs. Standardisierung: Verträge müssen so gestaltet sein, dass sie wiederholbar sind, ohne die Besonderheiten einzelner Kommunen zu ignorieren.
  • Anreizbalance: Stadtwerke müssen genügend Vorteile sehen, um auf den Rahmen zurückzugreifen, statt eigene Lösungen zu entwickeln.
  • Regulatorische Prüfung: Gerade im Bereich Beihilfen (z. B. BEW) und kommunalrechtliche Fragen muss das Framework wasserdicht sein.

Fazit

Landesweite Framework Agreements mit Call-Off-Mechanismen können zu einem Gamechanger werden. Sie schaffen einen standardisierten Rahmen, in dem Stadtwerke schnell und kosteneffizient Projekte umsetzen können, während Investoren planbaren Dealflow und politische Rückendeckung erhalten.

Besonders in Bundesländern mit vielen mittelgroßen und kleinen Stadtwerken könnte ein solches Modell die Brücke zwischen fragmentierten kommunalen Strukturen und den Anforderungen institutioneller Investoren schlagen. Es ist damit ein Instrument, das Standardisierung, Skalierbarkeit und Akzeptanz in einzigartiger Weise verbindet – und so die Umsetzung der Wärmewende und des Netzausbaus deutlich beschleunigen kann.

Ansatz zur effizienten Risikoverteilung zwischen Stadtwerken und privatem Investor

Ein Ansatz zur effizienten Risikoverteilung für die Finanzierung und Umsetzung von Stadtwerke-Infrastruktur ist das Konzept einer SPV-Factory. Dahinter verbirgt sich die Idee, Projekte systematisch in rechtlich eigenständigen Zweckgesellschaften (SPVs) zu strukturieren und dabei zwischen Entwicklung (Dev-Co) und Betrieb (Asset-Co) klar zu trennen.

Grundidee der Dev-Co/Asset-Co-Trennung

Die Trennung von Entwicklung und Betrieb folgt einem einfachen Prinzip:

  • Dev-Co (Development Company): Diese Gesellschaft ist für die Projektentwicklung zuständig. Sie übernimmt Aufgaben wie Machbarkeitsstudien, Förderanträge, Genehmigungen, Ausschreibungen und die EPC-Vergabe. In dieser Phase ist das Risiko hoch, da noch unklar ist, ob das Projekt wirtschaftlich, technisch und regulatorisch tatsächlich umgesetzt werden kann. Entsprechend ist die Steuerungshoheit hier stärker beim Investor, der das Entwicklungsrisiko trägt.
  • Asset-Co (Asset Company): Diese Gesellschaft hält später die fertige Infrastruktur und verantwortet den laufenden Betrieb. Hier sinkt das Risiko deutlich, da die Anlagen genehmigt, gebaut und in Betrieb genommen sind. In dieser Phase rückt das Stadtwerk in die führende Rolle, weil es um den Betrieb, die Integration in die kommunale Versorgung und die langfristige Kundenbindung geht.

Die klare Trennung der Phasen sorgt für eine gerechtere Risikoverteilung: Wer das höhere Risiko trägt, hat auch mehr Steuerungsrechte. Mit der Inbetriebnahme verschiebt sich die Kontrolle wieder zur Kommune.

Funktionsweise einer SPV-Factory

Die SPV-Factory stellt eine Art Baukasten bereit, aus dem für jedes Projekt ein maßgeschneidertes SPV aufgesetzt wird. Das funktioniert nachfolgenden Schritten:

  1. Projektidentifikation: Ein Stadtwerk identifiziert einen Bedarf, zum Beispiel den Ausbau eines Wärmenetzes oder den Bau eines Batteriespeichers.
  2. Dev-Co-Phase: Das Projekt wird in eine Dev-Co eingebracht, an der das Stadtwerk und der Investor beteiligt sind. Der Investor übernimmt einen Großteil des Risikos, die Dev-Co führt Förderanträge, Planung und Ausschreibung durch.
  3. Übergang zur Asset-Co: Sobald die Baugenehmigung, Förderbewilligung und EPC-Verträge vorliegen, wird das Projekt in eine Asset-Co überführt.
  4. Asset-Co-Phase: Die Asset-Co finanziert Bau und Betrieb. Sie erhält Debt-Finanzierung (z. B. KfW, Sparkassen, Landesbanken), Eigenkapital vom Stadtwerk und Investor sowie ggf. Bürgerkapital. Das Stadtwerk übernimmt die Betriebsführung.
  5. Serienfähigkeit: Die Plattform erlaubt, diesen Prozess wiederholt in verschiedenen Kommunen und Sektoren anzuwenden, ohne jedes Mal bei null anzufangen.

Vorteile für Stadtwerke

Für Stadtwerke bietet die SPV-Factory mehrere Vorteile:

  • Risikobegrenzung: Das Entwicklungsrisiko wird nicht allein getragen, sondern gemeinsam mit dem Investor.
  • Strukturierte Umsetzung: Komplexe Förderanträge und EPC-Verträge werden professionell begleitet.
  • Kommunale Steuerung: In der Betriebsphase bleibt die Hoheit bei der Kommune, die Bürgernähe und Daseinsvorsorge sichert.
  • Skalierbarkeit: Auch kleinere Stadtwerke können Projekte umsetzen, die sie allein nicht stemmen könnten.

Vorteile für Investoren

Auch für Investoren ist die SPV-Factory attraktiv:

  • Klarer Risiko-/Return-Split: Hohe Risiken in der Entwicklung werden mit entsprechender Steuerung kompensiert, stabile Cashflows in der Betriebsphase sichern die Rendite.
  • Portfolio-Effekt: Mehrere SPVs in unterschiedlichen Sektoren (Strom, Wärme, Speicher) können gebündelt werden, was Diversifikation bringt.
  • Standardisierte Strukturen: Wiederholbarkeit reduziert Transaktionskosten und macht auch kleinere Projekte investierbar.

Herausforderungen

Natürlich ist die Umsetzung nicht trivial. Zu den größten Herausforderungen gehören:

  • Koordination zwischen Dev-Co und Asset-Co: Sauber definierte Übergangsprozesse sind entscheidend.
  • Rechtliche Strukturierung: Jede SPV muss aufsichtsrechtlich, steuerlich und regulatorisch geprüft werden.
  • Akzeptanz: Kommunen müssen verstehen, dass sie in der Entwicklungsphase zeitweise Kontrolle abgeben, diese aber im Betrieb zurückerhalten.
  • Kosten: SPVs verursachen Verwaltungsaufwand, der sich erst durch Serienumsetzung rechnet.

Fazit

Die SPV-Factory ist eine Art Industrialisierung der Finanzierung von Stadtwerke-Infrastruktur. Sie erlaubt, Projekte in verschiedenen Sektoren nach einem einheitlichen Muster umzusetzen, Risiken fair zu verteilen und Kapital effizient zu strukturieren. Während Stadtwerke von der professionellen Unterstützung in der Entwicklung profitieren, gewinnen Investoren Zugang zu einem diversifizierten, wiederholbaren Dealflow.

In Kombination mit den oben beschriebenen Kooperationsmodellen kann die SPV-Factory zu einem Schlüsselmodell der Energiewende werden: standardisiert, skalierbar und investorenfreundlich, ohne die kommunale Steuerung aufzugeben.

Ansatz für private Investoren zur Identifikation von frühphasigen kommunalen Investitionsprojekten

Ein zentrales Problem für private Investoren im Stadtwerke-Umfeld ist der Zugang zu Projekten in einer frühen Phase. Anders als bei großen Übertragungsnetzbetreibern oder bei bundesweiten Programmen existiert kein transparenter „Projektkalender“. Stadtwerke arbeiten lokal, fragmentiert und oft ohne große öffentliche Ankündigungen. Das macht es für Investoren schwierig, einen wiederholbaren Dealflow aufzubauen.

Ein praktikabler Ansatz ist das Screening sogenannter Heat- und Wasser-Signale – also Indikatoren, die auf einen erhöhten Investitionsbedarf bei kommunaler Infrastruktur schließen lassen. Diese Signale können systematisch ausgewertet werden, um Hotspots für potenzielle Projekte zu identifizieren und so die Pipeline gezielt aufzubauen.

Tabelle: Pipelinescreening mittels Heat- & Wasser-Signals als Pipeline-Indikatoren

Signal / IndikatorQuelleTypischer InvestitionsbedarfBeispielprojekte
Kommunale WärmeplanungKommunale Wärmepläne (Pflicht bis 2026/2028)20–50 Mio. € je Roll-out-TrancheWärmenetz-Ausbau, Groß-WP, Speicher
Industrie-/Gewerbe-abwärmeIndustrie-Cluster, Rechenzentren, kommunale Standortkonzepte10–30 Mio. €Abwärme-Kopplung, Netzanschluss, Hybridlösungen
BEW-FörderanträgeBundesamt für Wirtschaft & Ausfuhrkontrolle (BAFA), Förderberater, Stadtwerke selbst15–40 Mio. €Wärmenetze, innovative Groß-WP, Solarthermie
NeubauquartiereBauleitpläne, Stadtentwicklungs-ämter, kommunale Wohnungsbau-gesellschaften5–25 Mio. €Quartierswärmenetz, kalte Nahwärme, Speicher
Klimawandelanpassung – StarkregenKommunale Wasser-/Abwasser-strategien, Umweltämter10–50 Mio. €Rückhaltebecken, Regenüberläufe, Pumpwerke
Trockenperioden / WassermangelLandeswasser-strategien, Wasserverbände15–40 Mio. €Fernleitungen, Speicher, Grundwassererschließung
EU-Vorgaben KläranlagenEU-Wasserrahmen-richtlinie, kommunale Abwasserbetriebe20–100 Mio. €Nachrüstung 4. Reinigungsstufe, Nährstoffrückgewinnung
Kommunale WasserstrategienKommunale Umwelt- und Wasserkonzepte5–20 Mio. €Leitungsmodernisierung, Wasserspeicher, digitale Steuerung

Heat-Signals – Indikatoren im Wärmesektor

Im Bereich der Wärmeversorgung lassen sich mehrere Indikatoren identifizieren, die auf anstehende Projekte hindeuten:

  • Kommunale Wärmeplanung: Seit 2024 sind Kommunen verpflichtet, Wärmepläne zu erstellen (bis 2026 für große, bis 2028 für kleinere Städte). Sobald diese Pläne vorliegen, wird klar, wo Wärmenetze entstehen oder ausgebaut werden sollen. Ein Wärmeplan mit großem Netzanteil ist ein starkes Signal für anstehende Investitionen.
  • Industrie- und Gewerbestandorte: Städte mit energieintensiven Betrieben oder Rechenzentren verfügen über erhebliche Abwärmepotenziale. Wenn Kommunen solche Potenziale in ihre Wärmeplanung aufnehmen, entstehen Investitionschancen für Netze, Wärmepumpen und Speicher.
  • Förderanträge BEW: Stadtwerke, die BEW-Anträge gestellt haben, signalisieren, dass sie konkrete Projekte in Vorbereitung haben. Viele dieser Projekte scheitern an Eigenkapitallücken – ein klassischer Einstiegspunkt für Investoren.
  • Städtische Neubauquartiere: Kommunen, die große Quartiersentwicklungen planen, werden Wärme- oder Kältenetze brauchen. Bauleitpläne und städtische Entwicklungsprojekte sind daher wertvolle Frühwarnsignale.

Wasser-Signals – Indikatoren im Wasser- und Abwassersektor

Auch wenn der Fokus aktuell stark auf Energie liegt, entstehen im Bereich Wasser/Abwasser erhebliche Investitionsbedarfe, die für Stadtwerke und Investoren relevant sind:

  • Klimawandelanpassung: Häufigere Starkregenereignisse führen dazu, dass Kommunen ihre Kanalisation und Speicher ausbauen müssen. Große Rückhaltebecken oder Überlaufbecken sind Investitionsprojekte im zweistelligen Millionenbereich.
  • Trockenperioden: Regionen mit sinkenden Grundwasserspiegeln müssen neue Wasserquellen erschließen oder Fernleitungen bauen. Das ist kapitalintensiv und für Stadtwerke alleine oft kaum zu stemmen.
  • EU-Richtlinien: Die EU verschärft Vorgaben für Kläranlagen, insbesondere im Hinblick auf Nährstoffrückgewinnung und Mikroschadstoffe. Daraus entstehen milliardenschwere Nachrüstungsbedarfe, die viele Stadtwerke nicht allein finanzieren können.
  • Kommunale Wasserstrategien: Ähnlich wie bei Wärmeplänen erstellen viele Kommunen langfristige Wasser- oder Abwasserstrategien. Wer hier frühzeitig Einblick hat, erkennt Investitionsfenster.

Wie Investoren die Signals nutzen können

Für Investoren reicht es nicht, diese Signale nur passiv zu beobachten. Erfolgreiche Ansätze entstehen, wenn sie systematisch genutzt werden:

  • Monitoring von Wärme- und Wasserplänen: Investoren können mit Datenplattformen oder über Kooperationen mit Landesenergie- und Umweltagenturen ein Monitoring aufbauen, das automatisch neue Pläne erfasst.
  • Partnerschaften mit Förderstellen: Institutionen wie die KfW oder Landesförderbanken sehen BEW- oder Wasserförderanträge. Ein strukturierter Austausch kann Investoren frühzeitig Hinweise geben, wo Kapitalbedarf entsteht.
  • Branchenverbände als Multiplikatoren: Über den VKU oder regionale Arbeitskreise lassen sich Mitglieder identifizieren, die vor großen Projekten stehen.
  • Direktkontakte: Gespräche mit kommunalen Bauämtern, Stadtentwicklungsabteilungen oder Stadtwerken selbst sind oft die schnellste Möglichkeit, an Informationen zu kommen.

Vorteile des Signal-basierten Ansatzes

Ein systematisches Pipeline-Screening über Heat- und Wasser-Signale bietet mehrere Vorteile:

  • Früher Zugang: Investoren können Projekte begleiten, bevor die Weichen politisch endgültig gestellt sind.
  • Bessere Strukturierung: Frühzeitiger Einstieg erlaubt es, Finanzierungsmodelle von Beginn an mitzudenken, statt nur als Lückenfüller am Ende dazuzukommen.
  • Skalierbarkeit: Durch standardisierte Analyse von Signalen lassen sich Muster erkennen – z. B. „Städte mit hoher Abwärme + Neubauquartieren → Wärmenetzpotenzial“.
  • Win-Win-Situation: Stadtwerke profitieren von der Begleitung, weil Investoren helfen können, Projekte förderfähig und finanzierbar aufzusetzen.

Fazit

Heat- und Wasser-Signale sind keine garantierten Projekte, aber sie sind wertvolle Indikatoren für Investitionsbedarf. Wer sie systematisch beobachtet und mit Stadtwerken ins Gespräch geht, sobald erste Planungen bekannt werden, verschafft sich einen entscheidenden Vorteil. Für Investoren, die auf wiederholbaren Dealflow angewiesen sind, ist dieser Ansatz ein strategischer Schlüssel, um die Fragmentierung der Stadtwerkelandschaft zu überwinden und rechtzeitig in Projekte einzusteigen.

Ansatz zur effizienten Kooperation zwischen Stadtwerken und privaten Investoren

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Umsetzung kommunaler Infrastrukturprojekte ist die Reduzierung von Schnittstellen. In der Praxis bedeutet das: Je mehr Akteure einzeln koordiniert werden müssen, desto höher ist das Risiko von Verzögerungen, Kostensteigerungen und Verantwortungsdiffusion. Genau hier setzt das Konzept eines „One-Stop“-Angebots an.

Dabei geht es um ein Modell, bei dem Finanzierung, EPC (Engineering, Procurement, Construction) und Betriebs-KPIs in einer integrierten Struktur gebündelt werden. Für das Stadtwerk bedeutet dies: Ein klarer Ansprechpartner, weniger Koordinationsaufwand und höhere Sicherheit, dass Projekte termingerecht und im Budget umgesetzt werden. Für Investoren wiederum bietet es eine transparente Steuerungs- und Kontrollstruktur mit messbaren Erfolgsparametern. Das „One-Stop“-Modell kann ein Beschleuniger für die Finanzierung Infrastruktur kommunaler Träger sein.

Kernidee

Das „One-Stop“-Modell kombiniert drei Elemente:

  • Kapitalbereitstellung: Der Investor stellt das notwendige Eigenkapital bereit, übernimmt gemeinsam mit Banken und Fördergebern die Finanzierungsstrukturierung und schließt die Eigenkapitallücke des Stadtwerks.
  • EPC-Verantwortung: Statt dass das Stadtwerk mehrere externe Planer, Baufirmen und Lieferanten koordiniert, übernimmt das One-Stop-Vehikel die zentrale EPC-Steuerung. Das kann über Rahmenverträge mit Generalunternehmern erfolgen oder über einen Pool spezialisierter EPC-Partner.
  • Betriebs-KPIs: Bereits vor Baubeginn werden konkrete Leistungskennzahlen für den späteren Betrieb definiert – zum Beispiel Effizienzgrade, Verfügbarkeiten, CO₂-Reduktionsziele oder Time-to-Heat-in bei Wärmenetzen. Diese KPIs werden vertraglich fixiert und dienen als Steuerungsinstrument im Betrieb.

Ablaufstruktur eines One-Stop-Modells

  1. Projektanbahnung: Stadtwerk identifiziert einen Bedarf (z. B. 20 km Wärmenetz + 1 Großwärmepumpe). Investor tritt mit One-Stop-Vehikel als Partner ein.
  2. Strukturierung: Finanzierung (Eigenkapital + Debt + Fördermittel) und EPC-Rahmenvertrag werden gleichzeitig verhandelt. Stadtwerk muss nicht mehrere Ausschreibungen parallel steuern.
  3. Bauphase: EPC-Partner wird zentral durch das JV/One-Stop-Vehikel gesteuert. Investor hat volle Transparenz über Budgeteinhaltung, Stadtwerk wird entlastet.
  4. Betriebsphase: Stadtwerk übernimmt Betriebsführung, aber nach klar definierten KPIs (z. B. Wärmeverluste, Netzverfügbarkeit, Ausfallzeiten). Investor erhält standardisiertes Reporting.

Vorteile für Stadtwerke

  • Entlastung: Stadtwerke müssen weder komplexe EPC-Verträge selbst verhandeln noch während der Bauphase detaillierte Projektsteuerung leisten.
  • Transparenz: Durch definierte Betriebs-KPIs ist klar, welche Ergebnisse erreicht werden müssen.
  • Planungssicherheit: Investor sichert Finanzierung und EPC aus einer Hand, Risiken werden reduziert.
  • Geschwindigkeit: Durch Standardisierung und gebündelte Vergabe können Projekte schneller umgesetzt werden.

Vorteile für Investoren

  • Risikominimierung: Investor kann über EPC-Rahmenverträge Baukostenrisiken begrenzen und über KPIs den Betrieb steuern.
  • Wiederholbarkeit: Standardisierte EPC-Partner und KPI-Sets ermöglichen schnelle Skalierung auf mehrere Projekte.
  • Kontrolle: Statt nur Kapital zu stellen, kann der Investor Einfluss auf Bau- und Betriebsqualität nehmen.
  • Attraktivere Renditen: Durch aktives Mitsteuern in Bau- und Betriebsphase können Ineffizienzen reduziert werden.

Typische Betriebs-KPIs

Für Wärmenetze, Stromnetze oder Speicherprojekte könnten zum Beispiel folgende Kennzahlen vereinbart werden:

  • Technische KPIs: Netzverluste (%), Verfügbarkeit (%), Effizienzgrad von Wärmepumpen (%), Ausfallzeiten (h/a).
  • Zeit-KPIs: Time-to-Heat-in (Zeit bis zur Inbetriebnahme), Termintreue bei EPC.
  • ESG-KPIs: Anteil erneuerbarer Energien (%), vermiedene CO₂-Emissionen (t/Jahr).
  • Kunden-KPIs: Anschlussquote (% der geplanten Haushalte), Kundenzufriedenheit (z. B. NPS-Wert).

Diese KPIs können in Bonus-/Malus-Systeme integriert werden. Wird ein Ziel übertroffen, profitieren alle Partner; bei Nichterfüllung entstehen finanzielle Anreize zur Nachbesserung.

Herausforderungen

  • Komplexität in der Vertragsgestaltung: EPC-Verträge und KPI-Regelwerke müssen sauber integriert werden, sonst drohen Grauzonen.
  • Risikoverlagerung: EPC-Partner müssen bereit sein, Bonus/Malus-Systeme mitzutragen – was sie in ihre Preise einkalkulieren könnten.
  • Akzeptanz bei Stadtwerken: Manche Stadtwerke empfinden es als Kontrollverlust, wenn Investor + EPC gemeinsam auftreten. Hier ist klare Kommunikation entscheidend.

Fazit

Das „One-Stop“-Angebot ist ein Brückenmodell: Es erleichtert kommunalen Trägern die Umsetzung, indem Finanzierung, EPC und Betriebskontrolle in einem Paket kommen, und es gibt Investoren die Möglichkeit, aktiv die Qualität und Geschwindigkeit von Projekten zu steuern. In einem Umfeld, in dem viele Stadtwerke personell überlastet sind und Investoren Skalierbarkeit suchen, kann dieses Modell ein entscheidender Baustein sein, um die Wärmewende und den Netzausbau schneller und professioneller umzusetzen.

Erfolgsfaktoren für Kooperationen zwischen Stadtwerken und privaten Investoren

Damit Kooperationen erfolgreich sind, braucht es faire Governance und Transparenz. Nur so entsteht Vertrauen und eine stabile Basis für die Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur.

Ein klarer Erfolgsfaktor: Wer das Risiko trägt, braucht auch Mitsprache. Das gilt auch bei der Finanzierung Stadtwerke-Infrastruktur, wo Investoren Eigenkapital bereitstellen und Stadtwerke operative Steuerung übernehmen.

Ein zentraler Punkt ist die faire Risiko(ver)teilung. Wer das Entwicklungs- und Finanzierungsrisiko trägt, muss auch Steuerungsrechte erhalten. Das Prinzip „Risk = Control“ ist in der Investorenwelt unverzichtbar. Modelle, in denen der Investor das Risiko trägt, aber keine Mitsprache hat, werden nicht funktionieren. Eine Lösung können phasenweise Steuerungsmodelle sein: Während der Bauphase erhält der Investor stärkere Rechte, im Betrieb dominiert die Kommune.

Ein zweiter Erfolgsfaktor ist die Standardisierung. Musterverträge, KPI-Regelwerke und Preisänderungsklauseln erleichtern die Umsetzung erheblich. Sie senken Transaktionskosten, schaffen Transparenz und ermöglichen es, mehrere Projekte effizient in Serie zu realisieren.

Auch die Transparenz in der Governance ist entscheidend. Die Kommune muss die Steuerungsfähigkeit behalten, sei es über eine Mehrheit oder über Vetorechte bei bestimmten Entscheidungen. Der Investor wiederum braucht Reserved Matters bei Budget, EPC-Verträgen oder Finanzierung.

Schließlich spielen die Kommunikation und Akzeptanz eine große Rolle. Bürger müssen verstehen, warum Projekte umgesetzt werden, wie Preise zustande kommen und welche Rolle private Investoren spielen. Frühzeitige Information, Beteiligungsmodelle und klare Preistransparenz sind Schlüssel, um politische Debatten zu vermeiden.

Fazit und Ausblick

Die Finanzierung kommunaler Infrastruktur steht vor einem Paradigmenwechsel. Der Investitionsbedarf ist größer als die Bilanzkraft der meisten Stadtwerke. Fördermittel sind wichtig, lösen das Eigenkapitalproblem aber nicht.

Die Transformation gelingt nur, wenn neue Finanzierungswege etabliert werden. Banken, Fördermittel, Bürger und private Investoren müssen kombiniert werden, um die Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur langfristig sicherzustellen.

Private Investoren können diese Lücke schließen – wenn die Modelle so gestaltet sind, dass sie kommunalfreundlich und gleichzeitig investorentauglich sind. Das bedeutet: faire Risikoteilung, klare Governance, Standardisierung und Bürgerakzeptanz.

Für den Einstieg sind mittlere Stadtwerke besonders interessant. Sie haben Projekte mit ausreichendem Volumen, sind professionell genug für Kooperationen, aber klein genug, dass sie Eigenkapitalprobleme haben. Große Stadtwerke sind wichtige Referenzpartner für Pilotprojekte, die Reputation schaffen.

Für Investoren eröffnet die Finanzierung Stadtwerke Infrastruktur Chancen, stabile Renditen zu erzielen und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Für Kommunen bedeutet es, ihre Netze, Wärmesysteme und Wasserwirtschaft zukunftssicher zu machen.

Langfristig wird die Finanzierung der Stadtwerke-Infrastruktur durch hybride Finanzierungsmodelle getragen:: Fördermittel + Bankfinanzierung + privates Kapital + Bürgerbeteiligung. Nur in dieser Kombination lässt sich der enorme Investitionsbedarf decken.

Die entscheidende Aufgabe der kommenden Jahre wird es sein, diese Strukturen zu standardisieren und skalierbar zu machen. Denn nur so lassen sich nicht einzelne Leuchtturmprojekte, sondern hunderte Projekte in Serie realisieren. Und genau das ist notwendig, wenn die Sicherung unserer (kommunalen) Infrastruktur flächendeckend sicherstellen möchten.

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